Sungard fällt an Finanzinvestoren

29.03.2005
Ein Konsortium aus sieben Private-Equity-Firmen zahlt 11,3 Milliarden Dollar für den Konzern.

Mit der angekündigten Übernahme von Sungard Data Systems verzeichnet die IT-Branche erneut einen Großdeal. Im Gegensatz zu den Akquisitionen von Peoplesoft durch Oracle und Veritas durch Symantec kommen diesmal jedoch Finanzinvestoren und kein IT-Konzern zum Zug. Interessant an dem Sungard-Kauf ist die Tatsache, dass sieben Private-Equity-Firmen kooperieren, um sich das profitable Unternehmen zu schnappen. Dies ist bislang einmalig in der Branche, und auch das Volumen der Transaktion - rund 11,3 Milliarden Dollar - wurde nur einmal von Beteiligungsgesellschaften übertroffen: Im Jahre 1989 hatte Kohlberg Kravis Roberts (KKR) den Nahrungs- und Genussmittelkonzern RJR Nabisco für 25 Milliarden Dollar übernommen.

KKR ist ebenfalls an der Sungard-Übernahme beteiligt, deren Ablauf von Silver Lake Partners organisiert wurde. Laut Glenn Hutchins, Mitgründer von Silver Lake, sprachen die guten Produkte, die festen Beziehungen zu den Kunden und schließlich das Sungard-Management für die Transaktion. Dies rechtfertige auch den Preis von 36 Dollar pro Aktie sowie die Übernahme von rund 500 Millionen Dollar Schulden.

Daraus errechnet sich ein Aufpreis von 14 Prozent auf den jüngsten Kurs von Sungard, der jedoch bereits im Vorfeld durch Akquisitionsgerüchte in die Höhe geschossen war. Summa summarum erhalten die Aktionäre einen Zuschlag von mehr als 40 Prozent.

Berichten zufolge bringen die sieben Kapitalanleger 3,5 Milliarden Dollar aus eigener Kraft auf, der Rest wird über Bankkredite abgedeckt. Im Gegenzug erhalten die Finanziers ein gesundes Unternehmen. Sungard zählt eigenen Angaben zufolge unter anderem die 50 größten Finanzdienstleister der Welt zu seinen Software- und Servicekunden, 70 Prozent der Nasdaq-Transaktionen werden über Systeme des Unternehmens abgewickelt. Die Gesamtzahl der Kunden wird auf 20 000 taxiert. Im vergangenen Jahr setzte der Konzern 3,56 Milliarden Dollar um und erzielte dabei einen Nettogewinn von zirka 450 Millionen Dollar. Beide Werte stiegen um mehr als 20 Prozent.

Auslöser für den Deal war der Versuch von Sungard im vergangenen Herbst, seine Sparte Availability Services zu verkaufen. Hier lassen Anwender ihre Daten für den Katastrophenfall zwischenlagern. Statt allein die Division zu übernehmen, schlucken die Investoren nun den kompletten Konzern. Man habe dem Verwaltungsrat eine gute Alternative aufgezeigt, sagte Silver-Lake-Investor Hutchins.

Laut Cristobal Conde, CEO von Sungard, hat das Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren selbst etwa 140 Firmen gekauft. Auch nach der Übernahme werde diese Strategie fortgesetzt. Das sei mit den neuen Eigentümern abgestimmt. Der Rückzug zu einer privat geführten Firma verschaffe Sungard zudem die Chance, sich langfristig zu orientieren und von den kurzfristigen Ertragszielen der Börse zu entkoppeln.

Beobachter rechnen damit, dass im Lauf des Jahres die Zahl der großen Buyouts zunehmen wird. Investoren und Fonds sitzen auf Milliarden, die angelegt werden wollen. Seit Tagen läuft etwa ein Bietergefecht zwischen zwei Konsortien um das italienische TK-Unternehmen Wind. (ajf)