Speicherexperte Canepa: Durch Zukauf von Procom-Technik schneller am Ziel

Sun wird eine NAS-Lösung präsentieren

07.05.2004
MÜNCHEN (kk) - Mark Canepa, Executive Vice President Storage Products bei Sun Microsystems, sprach mit CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstätter über Suns Pläne im Speichergeschäft.

CW: Sun hat kürzlich die NAS-Technik von Procom in Lizenz genommen. Will Ihr Unternehmen einen eigenen NAS-Speicher entwickeln?

Canepa: Wir kündigen nur fertig entwickelte Produkte an, deshalb kann ich das nicht bestätigen. Aber wir überprüfen derzeit die Möglichkeiten, wie wir die Procom-Techniken mit unseren Stärken im Server- und Speicherbereich verbinden können.

CW: Interessiert sich Sun für Hardware- oder Softwareprodukte von Procom?

Canepa: Procom hat einige sehr gute Programme für NAS-Speicher.

CW: Kommt Sun nicht zu spät mit NAS-Produkten auf den Markt?

Canepa: Nein, da herrscht große Nachfrage. Viele unserer Kunden kaufen NAS-Speicher bei anderen Herstellern, wünschen sich aber eigentlich, möglichst vieles aus einer Hand zu beziehen. Sie erwarten sich davon Mengenrabatte und zudem eine Gesamtlösung für ihre IT-Probleme.

CW: Sun profitiert dabei von Consulting und Services?

Canepa: Eine unserer großen Initiativen der letzten Jahre drehte sich um Managed Services. Das ist kein Outsourcing-Angebot wie bei IBM Global Services. Bei uns behält der Kunde die volle Kontrolle über seine Architektur. Wir verwalten die IT-Umgebung nur.

CW: Sitzt dabei ein Mitarbeiter von Sun im Rechenzentrum des Kunden?

Canepa: Entweder so, oder wir managen das von einer Sun-Geschäftsstelle aus. Die meisten unserer Server und Speicher lassen sich dank eingebauter Net-connect-Techniken von entfernter Stelle aus warten.

CW: Das funktioniert aber nur innerhalb einer Sun-Umgebung.

Canepa: Bis jetzt schon. Im Zuge der N1-Aktivitäten werden die Treiber aber im Laufe der Zeit auch heterogene Umgebungen einbinden.

CW: Wird das zukünftige NAS-Produkt konform zu N1 sein?

Canepa: Ja, und zwar in verschiedener Weise. Als Systemlieferant denken wir zuerst an die Applikation, während ein Speicherhersteller die Daten im Auge hat. Den Kunden interessiert aber vor allem, was seine Anwendung davon hat. Heute greifen Applikationen auf einen Datenblock oder einen File zu. N1 ist so konzipiert, dass sowohl File- als auch Blockzugriff möglich ist.

CW: Kollidiert das zukünftige Speicherprodukt nicht mit der "N1 Data Platform"?

Canepa: Sie können sich N1 Data Platform als Zentrale vorstellen, die einige Prozessoren und Echtzeitprogramme enthält. Diese Software soll primär Speicher-Arrays verschiedener Hersteller zu einem logischen Speicherpool zusammenfassen.

CW: Das bedeutet Speichervirtualisierung.

Canepa: Genau. Bis heute haben wir außer unseren eigenen Speichern die Subsysteme von LSI Logic, IBMs Shark sowie die EMC-Familien Clariion und Symmetrix mit der N1 Data Platform getestet.

CW: Was kann an das Gerät angeschlossen werden?

Canepa: Es enthält 16 Ports zum SAN und ebenso viele für den Anschluss der Subsysteme im Backend. Im Prinzip ist es ein großer Volume-Manager, der die Ressourcen virtualisiert. Demnächst wird dafür eine neue Softwareversion auf den Markt kommen, die es erlaubt, beispielsweise Snap-Kopien auf den verschiedenen Arrays zu erzeugen und abzulegen. Wir unterstützen neben Fibre Channel auch iSCSI. Außerdem werden auch NAS-Speicher akzeptiert, wenngleich die Appliance nicht deren Funktionalität besitzt.

CW: Sun hat die Feindschaft zu Microsoft ja beendet. Bestehen Pläne, Microsofts NAS-Technik zu übernehmen?

Canepa: Wir haben eine Menge Geld von Microsoft bekommen, das ist psychologisch gut für unsere Kunden. Das Abkommen gibt uns das Recht, viele Microsoft-Techniken zu nutzen, einschließlich der NAS-Software für das untere Leistungsende. Wir prüfen derzeit, ob wir diesen Markt adressieren sollen.

CW: Hewlett-Packard beispielsweise bietet solche Produkte an.

Canepa: HP hat auch die passenden NT-Server dafür, da gibt das Sinn. Wir werden prüfen, ob es sich lohnt, für unsere kleinen Linux- oder Solaris-Rechner ein Lowend-NAS anzubieten. Im Vordergrund stehen aber Lösungen, die 10000 bis 40000 Inputs/Outputs in der Sekunde liefern, das wünschen sich unsere Kunden.