Sun verlangsamt seine Talfahrt

02.08.2005
Die schwarzen Zahlen im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2005 waren Sondereffekten zu verdanken.
Seit dem Rekordjahr 2001 gehen die Umsätze von Sun kontinuierlich zurück. Auch aus den roten Zahlen kommt die Firma nicht heraus.
Seit dem Rekordjahr 2001 gehen die Umsätze von Sun kontinuierlich zurück. Auch aus den roten Zahlen kommt die Firma nicht heraus.

Wir glauben, alles Notwendige getan zu haben, um das Unternehmen wieder auf den Wachstumspfad zu führen", warb Sun-Chef Scott McNealy anlässlich der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen vor Analysten.

Hier lesen Sie …

• mit welchen Zahlen Sun Microsystems ins neue Geschäftsjahr startet;

• welche Probleme der Server-Spezialist lösen muss;

• wie die Sun-Verantwortlichen die Geschäfte wieder ankurbeln wollen.

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www.computerwoche.de/go/

*78938: Entlassungen bei Sun;

*78863: Sun-Ergebnis in Deutschland;

*77967: Suns Middleware-Strategie;

*76339: Sun übernimmt Storagetek.

Doch auch im vierten Quartal (Ende: 30. Juni) des Geschäftsjahres 2005 gingen die Umsätze weiter zurück. Suns Finanzchef Steve McGowan verbuchte Einnahmen in Höhe von 2,98 Milliarden Dollar, rund 4,3 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahresquartal. Unter dem Strich blieb für das Ende Juni abgeschlossene Quartal zwar ein Gewinn von 121 Millionen Dollar. Allerdings profitierte der kalifornische Server-Hersteller dabei von einer Steuergutschrift in Höhe von 190 Millionen.

Das Plus im abschließenden Quartal reichte jedoch nicht für einen Jahresgewinn. Zwar gelang es, das Defizit deutlich auf elf Millionen Dollar zu reduzieren - vor einem Jahr hatte Sun noch einen Verlust von 388 Millionen Dollar beklagt. Das Geschäftsjahr 2005 ist jedoch bereits das vierte Jahr hintereinander, das der Server-Spezialist mit roten Zahlen beendet. Auch die Einnahmen schrumpften zum vierten Mal in Folge. Mit 11,07 Milliarden Dollar lagen sie um ein Prozent unter dem Vorjahreswert von 11,19 Milliarden Dollar.

Mit diesen Zahlen ist es den Sun-Verantwortlichen zwar gelungen, die Talfahrt der vergangenen Jahre zu verlangsamen, von einer Trendwende kann jedoch keine Rede sein. Das Sun-Management bemüht sich derweil, die positiven Aspekte der vergangenen Monate herauszupicken, um eine positive Bilanz der eigenen Arbeit vorweisen zu können. Demnach habe sich beispielsweise der Absatz von x86-Servern im zurückliegenden Geschäftsjahr gegenüber 2004 um 117 Prozent auf fast 50000 Rechner erhöht. Auch die Zahl der Abonnenten des "Java Enterprise System" (JES) habe sich im gleichen Zeitraum auf 619000 mehr als verdoppelt, Tendenz weiter steigend.

Produktgeschäft bricht ein

Von einer Belebung des Produktgeschäfts ist indes kaum etwas zu spüren. Die Einnahmen aus dem Geschäft mit Servern, Workstations, Speichersystemen und Software brachen im vergangenen Fiskaljahr um 6,7 Prozent auf knapp 1,93 Milliarden Dollar ein. Zwar lieferte Sun in den zurückliegenden zwölf Monaten mit 331 000 Servern rund sieben Prozent mehr Rechner aus als im Vorjahr. Dieser Anstieg ging jedoch allein auf das Konto der x86-Lowend-Server, deren Margen aufgrund eines harten Preiskampfs beispielsweise mit Hewlett-Packard und Dell schon unter Druck stehen. Die Auslieferungen der eigenen Highend-Systeme mit Sparc-CPUs und dem Solaris-Betriebssystem, deren Margen Sun noch vor wenigen Jahren Milliardengewinne beschert hatten, schrumpften.

Angesichts der rückläufigen Produktumsätze bemüht sich Sun seit Jahren, die Servicekomponente mehr zu betonen. Kamen 2001 noch 82 Prozent der Einnahmen aus dem Produktverkauf, waren es im zurückliegenden Geschäftsjahr gerade noch 64 Prozent. Im Gegenzug wuchs der Serviceanteil am Gesamtumsatz von 18 auf 34 Prozent. Allerdings beschränkt sich Suns Serviceangebot nach wie vor weitgehend auf hardwarenahe Dienstleistungen für die eigenen Plattformen. Ein tragfähiges Geschäftsmodell für ihre Utility-Computing-Ideen können die Sun-Verantwortlichen bislang nicht vorweisen.

Bis es gelingt, die Umsätze anzukurbeln, wird Sun andere Wege suchen müssen, um das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Dabei dürften auch künftig die Kosten im Blickpunkt stehen. Im zurückliegenden Fiskaljahr hat der Server-Spezialist seine operativen Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr von 5,71 auf 4,95 Milliarden Dollar gesenkt. Auch der Entwicklungsbereich musste dafür Federn lassen. Sein Budget schrumpfte um 7,3 Prozent auf 1,79 Milliarden Dollar.

Auch die Personalkosten sollen weiter sinken. Sun beabsichtigt, nach mehreren Entlassungswellen in den vergangenen Jahren weitere 1000 Stellen abzubauen. Finanzchef McGowen hat dafür rund 100 Millionen Dollar veranschlagt. Ende Juni 2005 arbeiteten weltweit 31 100 Mitarbeiter bei Sun. Vor vier Jahren standen noch 43 700 Angestellte auf den Lohnlisten.

Deutsche Jobs sicher?

In Deutschland sei kein Stellenabbau geplant, versicherte der neue hiesige Marketing-Leiter Donatus Schmidt. Die Geschäfte bezeichnete er als solide. Sowohl beim Auftragseingang wie beim Umsatz habe Sun Deutschland ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich erzielt. Auch die Ertragslage habe sich verbessert. Seine Hoffnungen setzt Schmidt auf die in den vergangenen Monaten getätigten Zukäufe. Sun übernimmt den Speicherspezialisten Storagetek (4,1 Milliarden Dollar) sowie den Integrationssoftware-Hersteller Seebeyond (387 Millionen Dollar). Die Einnahmen könnten damit im kommenden Geschäftsjahr auf rund 13 Milliarden Dollar anwachsen.

"Sicher fühlt es sich immer gut an, Geld zu machen", kommentierte Firmenchef McNealy. 2005 sei das Jahr stabilisierter Umsätze und Gewinne gewesen. Für 2006 sei Sun Microsystems auf Wachstum und Profitabilität getrimmt, versprach der Firmengründer. (ba)