Applikations-Server von I-Planet - Tools von Sun

Sun verfolgt eine ungewöhnliche Strategie für die Web-Entwicklung

05.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Sun ist nicht nur durch Java, sondern auch durch Zukäufe zu einem der wichtigsten Infrastrukturanbieter für das Internet geworden. Dabei hat sich das Unternehmen drei Applikations-Server eingehandelt, deren Zukunft lange nicht geklärt war.

Die Kernaussage von Sun lautet inzwischen, dass es nur noch den "I-Planet Application Server" des Sun-AOL-Unternehmens I-Planet geben soll, der jetzt freigegeben wurde. Dieses Produkt entstand durch die schon seit längerem betriebene Verschmelzung des Servers von Netscape und des mit Netdynamics erworbenen Produkts. Der von Forté kurz vor der Übernahme durch Sun fertiggestellte Applikations-Server "Syner-J" ist aus dem Geschäft genommen worden, die auf Java basierenden Entwicklungskomponenten des Produkts sollen mit dem I-Planet-Server verwendet werden.

Die Ausmusterung der Produkte von Forté und Netdynamics sollte der Verwirrung um die Positionierung der drei Applikations-Server ein Ende setzen. Für die Netscape-Software entschied sich Sun technisch aufgrund der hohen Skalierbarkeit und wirtschaftlich wegen der schon vorhandenen großen Kundenbasis. Beides fehlte dem brandneuen Syner-J-Server. Außerdem hat Netscape viel Erfahrung mit Java, auch wenn die Java 2 Enterprise Edition erst mit der I-Planet-Version unterstützt wird.

Unsicherheit gab es allerdings bei den Anwendern von Netdynamics, weil dessen Produkt nicht weiterentwickelt wird. Das Problem liegt unter anderem darin, dass dort die Tools stark in das Produkt integriert sind, so dass sich daraus nur schwer ein unabhängiges Werkzeugpaket für den I-Planet Application Server schnüren lässt. Sun legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass die Entwickler nicht zum Einsatz der Forté-Tools gedrängt werden. Vielmehr verfolge man einen offenen Ansatz und arbeite daran, Brücken auch zu den Werkzeugen anderer Hersteller zu bauen. Die bislang für den Netscape-Server verwendeten Tools ließen sich ebenfalls weiterhin nutzen.

Ungewöhnlich ist, dass der Application-Server bei der von AOL und Sun für die Netscape-Produkte gegründeten Firma I-Planet entwickelt und betreut wird, während die Forté-Entwicklungswerkzeuge Sun selbst zugeordnet werden. Die Urheberrechte aller I-Planet-Produkte gehören ebenfalls Sun. Fortés "Fusion"-Lösung für Enterprise Application Integration (EAI), die künftig ebenfalls unter der Bezeichnung Forté Tools vermarktet wird, ist ebenfalls ein reines Sun-Produkt.

Forté-Tools for JavaDie Forté-Werkzeuge wurden für den Einsatz auf Linux-Plattformen um die Freeware-Tools "Netbeans" erweitert und heißen jetzt "Forté for Java". Verkauft werden sie in drei Varianten. Die kostenlose "Community Edition" stellt im Wesentlichen eine Erweiterung der Netbean-Tools dar. Damit kann man Applets für Clients und einige Bausteine für Server entwickeln. Kostenplichtig sind die "Internet"- und die "Enterprise-Edition", die beide den I-Planet Application Server unterstützen.

Die für Juni dieses Jahres zum Preis von etwa 500 Euro pro Entwickler angekündigte Internet Edition erweitert die Community Edition um Server-Tools wie Servlets, Enterprise Java Beans (EJBs), Java Server Pages etc. Im September folgt dann die Enterprise Edition von Forté for Java, die darüber hinaus Werkzeuge wie ein Repository, Funktionen für die Arbeit in großen Teams und Verteilungsmechanismen enthält. Hier liegt der Preis voraussichtlich bei etwa 2500 Euro pro Entwickler.