Die Welt der Sparc-Systeme wird ausgeweitet

Sun stellt RISC-Server mit Minisuper-Qualitäten vor

15.12.1989

LANGEN (zek) - Zwei neue Unix-Server auf RISC-Basis hat Sun Microsystems vorgestellt. Mit diesen Geräten und neuen Upgrades für Workstations sowie Netzwerk- und Datenbank-Produkten versucht das Unternehmen, seine Stellung als Komplettanbieter von Workstation-Netzen auch nach oben in Richtung Minicomputer zu erweitern.

Bei den neuen Servern handelt es sich zum einen um ein kompaktes Einstiegsmodell, den "Sparcserver 1", der kaum großer als ein Pizza-Karton ist. Zum anderen bietet Sun den "Sparcserver 490" an, ein Server der oberen Leistungsklasse, der 22 MIPS und 47 Transaktionen pro Sekunde erreicht.

Als Zielgruppe sieht Sun in erster Linie Arbeitsgruppen und Unternehmensabteilungen mehreren hundert Anwendern. Besonderen Wert legt man dabei darauf, daß sich die Sparcserver auch in Systemumgebungen anderer Hersteller einbinden lassen, darunter beispielsweise IBM-kompatible PCs und Macintosh-Rechner.

Vorteile des neuen Sparcservers 490 sind nach Sun-Angaben das "Intelligent Peripheral Interface" (IPI) zur Ansteuerung von Plattenlaufwerken, eine Technik, die bisher nur bei Minisuperrechnern eingesetzt wurde. Damit lassen sich Übertragungsraten von 6 Megabyte pro Sekunde erreichen. Außerdem arbeiten die Systeme mit I/O-Caching, das den Datendurchsatz beschleunigt. Zu den weiteren Merkmalen zählen ein 64-Bit-Speicherbus und ein Hochgeschwindigkeits-VME-Bus, der in Verbindung mit dem l/O-Caching Transferraten von bis zu 22 Megabyte pro Sekunde erreicht.

Untergebracht ist das neue High-end-System in einem 140 Zentimeter hohen Gehäuse mit 16 Steckplätzen und Platz für bis zu 160 Megabyte Speicher und 132 Gigabyte Plattenkapazität. Darüber hinaus unterstützt das System die Bandlaufwerkformate Halbzoll und 8 Millimeter. Für ein "Einstiegssystem" mit 32 Megabyte Arbeitsspeicher und 2 Gigabyte IPI-Plattenspeicher verlangt die Sun Microsystems GmbH rund 315 000 Mark.

Den Sparcserver 1 bezeichnet Sun als "preisgünstigen" Einstiegs-Server. Er leistet nach Herstellerangaben 12,5 MIPS und 1,4 MFLOPS. Die angeschlossenen Workstations werden über das Sun-eigene NFS versorgt. Darüber hinaus können Dateien und Systemprogramme auch über heterogene PC-Netze verteilt werden. Der Arbeitsspeicher des Sparcservers 1 beträgt standardmäßig 8 Megabyte, kann aber auf 16 Megabyte erweitert werden. An Plattenkapazität stehen maximal 1,3 Gigabyte zur Verfügung. Der Einstiegspreis für den Sparcserver 1 liegt bei rund 20 000 Mark. Darin enthalten sind 8 Megabyte RAM, 654 Megabyte Plattenspeicher und ein 150 Megabyte Bandlaufwerk. Beide Geräte sind ab sofort lieferbar.

Für Anwender von Sun386i-Workstations kündigte das Unternehmen jetzt ein Upgrade auf den Prozessor 80486 an. Beidem Upgrade wird die Prozessorplatine ausgetauscht. Der 486er ist mit 25 Megahertz getaktet und erreicht rund 12 MIPS. Die Upgrade-Karte wird im zweiten Quartal 1990 zum Preis von rund 11 200 Mark ausgeliefert.

Zusätzlich bietet Sun jetzt neue Netzwerkprodukte an, die die Kopplung von Sun-Workstations und Servern an Systeme wie Decnet oder IBMs SNA erlauben. Für höhere Ansprüche an die Datenverwaltung stehen Sun-Usern jetzt auch Programme von Informix, Oracle, Ingres und Sybase zur Verfügung.

Raus aus den Turbulenzen

Zur Jahresmitte schien es noch, als ob die kalifornische Sun Corp. in größere Turbulenzen geraten würde. Der Aktienkurs sank, Wettbewerber brachten konkurrenzfähige Workstations auf den Markt.

Mittlerweile hat sich Sun wieder gefangen und weitet ihr Angebot nach oben aus. Und wie man es von diesem innovativen Unternehmen gewohnt ist, sind die neuen Server besonders auf den sogenannten "Power-User" hin positioniert - eine Strategie, mit der Sun bisher immer gut gefahren ist. Bei dieser Planung bleibt der alteingesessene Sun-Anwender auch nicht im Regen stehen. Er kann seine Installation vergrößern und außerdem andere Systemwelten integrieren. Wenn dann auch noch Lieferfähigkeit und Service funktionieren, hat Sun die besten Chancen, sich in ihrer Nische als Anbieter von Workstations zu behaupten. zek