Überfällige Antwort auf .NET-Strategie von Microsoft

Sun stellt mit Brazil eine Plattform für Web-Anwendungen vor

12.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Unter dem Codenamen "Brazil" entwickelt Sun Microsystems ein Framework für Web-Anwendungen. Auf einer Analystenkonferenz will das Unternehmen am 5. Februar erste Softwareprodukte vorstellen.

Nach Angaben des Herstellers soll Brazil dazu taugen, Java-basierte Anwendungen zu schreiben, die verschiedene Endgeräte wie Computer, Kameras oder Handys einbeziehen. Damit sollen neue Internet-Applikationen entstehen, auf die der Nutzer über das Web zugreift, statt sie lokal zu installieren. So ließen sich beispielsweise Datenbankinhalte einfach an Mobilfunkgeräte übermitteln. Brazil würde sowohl die Interaktion zwischen beiden Einheiten als auch die Umwandlung der Inhalte für das jeweilige Display übernehmen. Suns Technik stützt sich dabei auf Java in Verbindung mit der "Brazil Scripting Language" (BSL). Über diese Sprache wird die Kommunikation zwischen Geräten oder Anwendungen implementiert. Jedes Objekt erhält Brazil-Code in Form eines Servers sowie eine Schnittstellen-Beschreibung ("Handler") zum Austausch von Daten. Laut Sun unterstützt Brazil Techniken wie Java Intelligent Network Infrastructure (Jini) und Java Messaging Services (JMS). Eine Experimentierversion von Brazil steht auf der Website www.sun.com/research/brazil zur Verfügung.

Ursprünglich war das Framework entwickelt worden, um Smartcards mit einer Internet- beziehungsweise URL-Schnittstelle auszustatten. Nun soll Brazil als Universalkonzept für eine Vielzahl von Geräten und Anwendungen herhalten - eine Herangehensweise, die stark an die "E-Services"-Strategie des Konkurrenten Hewlett-Packard erinnert. Überhaupt scheint der Zeitpunkt der Ankündigung der Sun-Tools nicht zufällig gewählt zu sein, hat doch Erzrivale Microsoft Mitte vergangenen Jahres seine .NET-Pläne publik gemacht. Doch im Gegensatz zu der von Microsoft als sprachenunabhängiges Konzept angepriesenen .NET-Initiative wendet sich Sun an Java-Entwickler.