Java Workshop und Java Studio werden aufgegeben

Sun stellt die Entwicklung seiner Java-Tools ein

08.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems will inoffiziellen Berichten zufolge die Java-Entwicklungswerkzeuge "Java Workshop" und "Java Studio" nicht mehr weiter anbieten. Statt dessen soll der Workstation-Hersteller kurz nach der Übernahme von Forté erneut auf Einkaufstour sein, um sein Portfolio bei Programmierwerkzeugen zu vervollständigen.

So erfolgreich Sun Microsystems Java als Plattform vermarktete, so wenig konnte sich die Company von CEO Scott McNealy bisher als Anbieter von Java-Produkten etablieren. Im Gegensatz dazu nutzen etwa IBM, Bea oder Oracle die steigende Beliebtheit der Sun-Technik auf dem Server, um Geschäfte mit einschlägiger Middleware oder Backend-Systemen zu machen. Sun versuchte durch den Kauf von Netdynamics, der Server-Produkte von Netscape und zuletzt Forté in diesem Markt gegenüber der Konkurrenz aufzuholen.

Nun zeigt sich, daß der Workstation-Anbieter auch bei Java-Tools keine glückliche Hand hat. Ein Sprecher der kalifornischen Firma bestätigte Berichte, wonach für die Entwicklungswerkzeuge Java Workshop und Java Studio das Aus gekommen sei. Noch Mitte letzten Jahres gab Sun Pläne bekannt, wonach Java Workshop und Java Studio verschmolzen und später mit der C++-Entwicklungsumgebung "Visual Workshop" zusammengeführt werden sollten.

Die Sun-Verantwortlichen sehen indes ihr Unternehmen als Plattformanbieter, der ein übergreifendes Software-Angebot inklusive Entwicklungswerkzeugen benötigt. Deshalb soll die Unix-Company nach Aufgabe ihrer eigenen Tools bereits Ausschau nach einem geeigneten Übernahmekandidaten halten. Nach dem Kooperationsabkommen mit Microsoft und der damit verbundenen Finanzspritze durch Bill Gates scheidet die angeschlagene Inprise Corp. alias Borland wahrscheinlich aus. Die Rede ist daher von Netbeans, einer tschechischen Firma, in deren Vorstand Esther Dyson vom Venture-Kapitalisten Edventure vertreten ist.

Suns Schwierigkeiten, mit Java-Produkten Geld zu verdienen, rühren zu einem Gutteil daher, daß die Company anfangs zögerte, verbündeten Unternehmen Konkurrenz zu machen und damit den Erfolg der Plattform zu gefährden. Kritiker bezweifeln allerdings, ob Sun als Hardware-Anbieter überhaupt für das Softwaregeschäft gerüstet ist.