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Sun setzt weiter auf Simpel-Preise

21.09.2004
Java Enterprise und Desktop System waren nur der Anfang. Sun macht ernst mit "Utilitiy Computing" und bietet Zugriff auf gehostete Server-Grids für einen Dollar pro Stunde an - vorerst aber nun in den USA.

Sun bietet bereits seine Server-Software für 100 Dollar pro Nutzer und einen Linux-Desktop für 50 Dollar per annum an - jetzt setzt der Hersteller noch eins drauf und bietet Zugriff auf gehostete Server-Grids für einen Dollar pro Stunde.

Dieses neue Angebot "Secure N1 Grid" stellt der Hersteller aus dem kalifornischen Palo Alto heute im Rahmen seine Produkt-Launches NC04Q3 (Network Computing 2004, drittes Quartal) vor. Daneben gibt es noch neue Midrange-Storage-Systeme, zwei Midrange-Unix-Server auf Basis des "Ultrasparc IV" sowie neue Netzgeräte zur Beschleunigung sicherer Websites. Das neue Solaris 10 sowie Details zu dessen Open-Source-Lizenzierung folgen allerdings erst beim NC0404.

Auch IBM und Hewlett-Packard vermieten ihre Supercomputer bedarfsgerecht an Kunden. Vom Wettbewerb will sich Sun durch sein einfacheres Pricing differenzieren. "Unser Preis ist ein Dollar pro Stunde", erklärte President und Chief Operating Officer Jonathan Schwartz. "Was ist ihrer?" Schwartz bemüht sich seit seinem Amtsantritt im vergangenen April als Nummer zwei hinter CEO Scott McNealy, das Marketing und die Technik von Sun umzukrempeln.

"Sun ist gut darin, die Spielregeln umzuschreiben", befindet Sageza-Group-Analyst Clay Rider. Allerdings dauert es gewöhnlich Jahre, bis Kunden wirklich neue Preismodelle akzeptieren. Schwartz strebt jedenfalls drei alternative Modelle an - den klassischen Kauf von Produkten mit Einmalzahlung, Abonnements als Pakete aus Produkten und flankierenden Dienstleistungen, und "Utility"-Lösungen, bei denen die Zahlungen abhängig von der tatsächlichen Nutzung steigen oder sinken.

Mit einem solchen aus der Versorgungsindustrie entlehnten Preismodell bietet Sun künftig auch sein Speichersystem "StorEdge 6920" (basiert auf Technik der 2002 übernommenen Pirus Networks) an. Kunden zahlen für den Verbrauch von "Sun Power Units", die sich unter anderem aus Kapazität und Features wie Datensicherung errechnen. Die Preise für das neue System sollen dabei etwa halb so hoch ausfallen wie bei der bereits im Juni dieses Jahres angekündigten Highend-Serie "9900".

Bei Secure N1 Grid können Anwender Server-Verbünde mit wahlweise Ultrasparc- oder "Opteron"-Prozessoren anmieten. Der Service zielt vor allem auf Kunden, die wissen was sie wollen und wenig Hilfestellung brauchen. Daneben wird es nach Angaben von Terry Erdle, Vice President of Marketing der weltweiten Service and Solutions Group, auch noch ein teureres Angebot geben, das umfangreichere Dienstleistungen beinhaltet. Hierzu arbeitet Sun mit Partnern wie CGI Group, EDS und Atos Origin zusammen.

Nick van der Zweep, HPs Director of Virtualization and Utility Computing, erklärte, auch Hewlett-Packard habe sich in der Vergangenheit an zeitabhängigen Abrechnungsmodellen versucht. Die Kunden bevorzugten indes Preise für die Komplettierung eines Jobs. Hollywood-Studios beispielsweise zahlten HP einen festen Betrag für jeden komplett gerenderten Frame eines computeranimierten Films. IBM machte gegenüber dem "Wall Street Journal" keine Angaben zu seinen Preismodellen.

Generell versucht Sun, in seinem früheren Kernmarkt Finanzdienstleister ans billigere Wintel-Lager verlorene Marktanteile zurückzuerobern. Dazu kontert das Unternehmen mit gleichfalls auf Prozessoren von AMD und Intel basierenden, günstigen Servern. Als Alternative zu Microsofts Betriebssystem empfiehlt es allerdings die x86-Ausführung von Solaris. Speziell dessen mit Version 10 anstehende Virtualisierungs-Fähigkeiten sollen Anwendern Vorteile gegenüber Windows bringen (wobei Analysten allerdings bereits vor möglichen Problemen bei der Lizenzierung von Anwendungssoftware warnen).

Weitere Schlüssel-Features von Solaris 10 sind das Performance-Monitoring-System "D-Trace" und das hoch sichere Dateisystem "ZFS" - dieses bietet aus Sicht von Analysten viele der Features, die Microsoft für Longhorn zunächst versprochen und kürzlich dann auf die fernere Zukunft verschoben hatte.

Einen wichtigen Kundengewinn aus der Finanzbranche kann Sun auch noch vermelden - die Tokioter Börse wird ihre Rechner-Infrastruktur zwischen 2005 und 2008 auf Sun-Server umstellen.

Ein wichtiger Hinweise zu den beschriebenen Utility-Preisangeboten sei noch erlaubt: Diese gelten zunächst einmal nur für die USA. In Europa und damit auch Deutschland lassen sie sich nicht ohne Weiteres so realisieren, da die kleineren Vertriebsniederlassungen nicht in der Lage sind, die nötige umfangreiche Hardware-Ausstattung in ihren Büchern zu führen. (tc)