Jxta soll Basis für Applikationen bilden

Sun schwelgt im Peer-to-Peer-Rausch

04.05.2001
MÜNCHEN (IDG) - Nach dem glücklosen "Jini"-Projekt hat Sun ein weiteres Peer-to-Peer-Konzept aufgelegt. "Jxta" soll eine Basis für Mini-Applikationen und Services bilden, die über Netze mit verschiedenen Endgeräten kommunizieren.

An Visionen fehlt es Sun nicht: Jxta (sprich Jaxta) könnte sich als Softwarebasis für ein Internet etablieren, das ähnlich einem menschlichen Gehirn funktioniert: Nachrichten werden zwischen Milliarden von Zellen ausgetauscht, stoßen Prozesse an, die ihrerseits Informationen erzeugen und diese an eine ständig wechselnde Gruppe von Zellen verschicken. Gemeint sind Peer-to-Peer-Netze wie die der Online-Musiktauschbörse Napster.

Erste Analystenreaktionen auf die Sun-Ankündigung fallen recht vorsichtig aus. So hält Gartner-Mann David Smith Jxta für ein interessantes Laborprojekt, bislang habe ihm aber noch niemand richtig erklären können, welche Probleme damit gelöst werden sollen oder wie sich die Technik in Suns Produktstrategie einordnen lässt.

"Jxta erlaubt Gruppen von Devices oder Services, zusammenzufinden und Informationen auszutauschen", erläutert Sun-Mitbegründer Bill Joy. So allgemein diese Aussage bleibt, so konkret ist bereits die Konkurrenz: Microsofts "Hailstorm" beschreibt ebenfalls Wege, über die Internet-Peers wie PCs oder Handys mit Hilfe der Extensible Markup Language (XML) kommunizieren können. Ein Unterschied lässt sich aber schon ausmachen: Während Hailstorm Endgeräte mit Web-Services verbinden will, die auf einem zentralen Server laufen, soll Jxta auf Netze abzielen, die auch ohne ein zentrales Backend auskommen.

Deutlich schwerer fällt dagegen die Differenzierung zum Sun-eigenen Jini-Projekt. Beide setzen auf Java-Klassen auf und enthalten Mechanismen, mit denen sich Devices innerhalb eines Netzes gegenseitig erkennen können. James Kobelius, Analyst bei der Burton Group, mutmaßt denn auch, dass Sun mit Jxta mehr auf die menschliche Kommunikation und den Peer-to-Peer-Aspekt abzielt, während Jini auf die Identifikation von Devices in Netzen fixiert war. Dennoch ist auch bei Jxta das Ziel, die gesamte Gerätepalette vom Desktop über Wireless LANs bis Bluetooth abzudecken.

Die von Bill Joy beaufsichtigten Forschungen zu Jxta begannen im Sommer 2000. Mit der jetzt erfolgten offiziellen Bekanntgabe wurden gleichzeitig der Sourcecode und die Entwicklungs-Tools auf der Jxta-Website www.jxta.org freigegeben.

Die Softwarearchitektur basiert auf drei Ebenen: die Basisprotokolle für den Datentransfer, die XML-Unterstützung sowie Sicherheitsfunktionen. Darauf aufsetzen sollen der Services- und Applikations-Layer, die beide von Drittanbietern kommen. Die von Sun gezeigte Jxta-Referenzimplementierung besteht aus 300 KB Java-Code und ist damit klein genug, um etwa auf Palm-Handhelds zu laufen.