Niedrige Betriebskosten sollen Kunden locken

Sun propagiert den Linux-PC

27.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Im Kampf gegen den Erzrivalen Microsoft nimmt Sun auch auf der Client-Seite einen neuen Anlauf. Ein Linux-basierender PC mit Open-Source-Anwendungen soll vor allem preisbewusste Kunden locken.

"Wir machen Ihnen einen Preis, der nur halb so hoch ist wie der beim Kauf eines Windows-PCs", versprach Sun Chef Scott McNealy zur Eröffnung der Konferenz "Sun Network" in San Francisco. Auch die Betriebskosten des Linux-PC lägen deutlich niedriger. Anwender müssten sich künftig "nicht mehr mit all den Upgrades für Sicherheits-Patches herumschlagen".

Kostensparend soll sich in erster Linie der geringere Aufwand für Installation und Verwaltung auswirken, erläuterte Jonathan Schwartz, Vice President Software. Er rechne mit Betriebskosten von 49 Dollar pro Monat gegenüber knapp 170 Dollar, die ein Windows-PC verursache.

Statt Windows und Office installiert Sun ein Paket von Open-Source-Anwendungen, darunter die Benutzeroberfläche Gnome, das Büropaket Open Office und der Browser Mozilla. Die Anwendungen arbeiten unter Sun Linux, das im Wesentlichen auf der Linux-Distribution von Red Hat basiert.

Hardwarespezifikationen der unter dem Codenamen "Madhatter" entwickelten Rechner will Sun erst kurz vor Vermarktungsbeginn Anfang 2003 bekannt geben. Fest scheint jedoch zu stehen, dass die PCs mit x86-Prozessoren und lokalen Festplatten ausgerüstet werden. Für die Fertigung verhandelt die McNealy-Company derzeit mit Hardwarepartnern.

Thin Clients bislang ohne Erfolg

Sun hatte bereits Ende der 90er Jahre versucht, mit seiner Javastation eine Thin-Client-Alternative zu Windows-PCs im Markt zu etablieren. Doch weder die seinerzeit propagierte Javastation noch der von Oracle beworbene Network Computer (NC) konnten sich durchsetzen.

Diesmal soll alles anders werden. Sun-Manager Schwartz führte vor allem die allgemein gesunkenen IT-Budgets und Microsofts zum Teil kostentreibende Lizenzpolitik als Argumente für die Linux-PCs an. Ebenso wie die weiterhin angebotenen Thin Clients "Sun Ray" werden die Linux-Rechner mit einem Kartenleser ausgestattet, über den sich Benutzer mit Hilfe einer Java-Smartcard anmelden. Die PCs lesen damit Passwörter, Zugangsrechte und Desktop-Einstellungen aus. (wh)