Sun partitioniert, auch logisch

19.10.2006
Vorerst nur bei Servern mit Sparc-T1-Prozessoren möglich.

Demnächst wird es logische Partitionierung auch bei Sun geben. Dort läuft sie dann unter dem Namen Logical Domains, kurz LDoms. Allerdings wird die Neuerung nur Servern mit dem Prozessor Sparc T1 ("Niagara") zur Verfügung stehen, nicht aber für andere Sparc- oder Opteron-basierende Systeme. Für alle "älteren" Rechner lässt sich weiterhin nur die Virtualisierungstechnik der Container nutzen.

LDoms machen sich Eigenschaften des T1-Prozessors zunutze. Der T1 verfügt über acht Sparc-Rechenkerne (Cores), die jeweils vier Instruktions-Threads parallel abarbeiten können. Entsprechend lassen sich auf einem T1-Chip 32 LDoms einrichten. Voraussetzung ist allerdings ein Update von Solaris 10, das Sun im Dezember dieses Jahres freigeben möchte. Ob Sun gesonderte Kosten für die Nutzung der Technik erheben wird, ist unbekannt, aber eher unwahrscheinlich, weil das Betriebssystem für Opteron-Umgebungen ohnehin schon kostenlos ist. Ein Dreh an der Preisschraube könnte also zum Nachteil der Sparc-Systeme den Trend zu Suns Opteron-Maschinen noch verstärken.

Die Einführung der logischen Partitionierung durch Sun überrascht insofern, als das Unternehmen bisher alle Register gezogen hat, die Nachteile dieser Virtualisierungstechnik und die Vorteile der eigenen Container herauszustreichen. So hat Sun-Manager Ingo Frobenius noch im Juni dieses Jahres in einem Beitrag für die computerwoche ausgeführt: "Durchschnittlich fünf Prozent der Ressourcen eines Servers werden durch das Betriebssystem verbraucht. Nutzt man nun auf einer Maschine zum Beispiel acht LPAR und setzt diese auch unter Last, so gehen 35 bis 40 Prozent der Ressourcen allein durch diese Betriebssystem-Instanzen verloren. Das ist bei größeren Installationen nicht wirtschaftlich." Außerdem sei bei LPARs, insbesondere beim Patchen, der Aufwand für die Administration viel zu hoch.

Offenbar waren die Kunden von dieser Argumentation nicht restlos überzeugt, denn Sun hat die LDoms "auf Anwenderwunsch eingeführt", so Frobenius heute in einem Statement zur Strategieänderung. Der Sun-Mana- ger bekräftigt hingegen: "Nachteilig bei der logischen Paritionierung ist und bleibt der erhöhte Ressourcenbedarf der einzelnen Betriebssysteme und der höhere Patch-Aufwand. Ihr Vorteil, unterschiedliche Betriebssysteme und Patch-Stände auf einem einzigen System parallel betreiben zu können, sollte daher gegen die einhergehenden Einschränkungen genau abgewogen werden."

Die jetzt gebotene Auswahl der Virtualisierungstechniken sei mit Vorsicht zu genießen. "Je nach Einsatzgebiet sollten Kunden die für ihren speziellen Fall sinnvollste Technik auswählen", mahnt Frobenius. "Dabei sollten sie nicht nur die Techniken, sondern auch die darunter liegenden Prozesse berücksichtigen. Denn wird der administrative Aufwand letztlich größer als zuvor, so wurde das eigentliche Ziel verfehlt." (ls)