Abschied von der Neo-Middleware

Sun nimmt die NT-Herausforderung an

21.11.1997

Die Zusammenarbeit mit NCR sei ein äußerst wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie, betont der für Solaris zuständige Sun-Manager Rich Green, da es um die Verknüpfung von Main- frame-Know-how mit Client-Server-Computing gehe. Das nun unterzeichnete Abkommen beider Hersteller hat zum Ziel, NCRs Middleware im Laufe des kommenden Jahres in das Betriebssystem Solaris einzubinden. Bereits im August hatte NCR die Absicht mitgeteilt, das Unix- Derivat für die Intel-basierten "Worldmark"-Server in Lizenz zu nehmen.

In diesem Zusammenhang kündigte Sun auch an, die Arbeit am hauseigenen Object Request Broker (ORB) "Neo" einzustellen. Umsatzmäßig kein Erfolg, brachte Neo Unternehmensangaben zufolge jedoch reichlich Erfahrungen bezüglich der Common Object Request Broker Architecture (Corba) und letztlich auch in Sachen Java ins Haus. Das Solaris-spezifische Produkt soll künftig durch ORBs von Iona, BEA und Visigenic ersetzt werden.

Mit diesen und anderen, bislang nicht näher erläuterten Schritten will Sun seinen technischen Vorsprung gegenüber NT in den nächsten drei Jahren ausbauen. Bereits jetzt unterstützt die Systemsoftware Sun-Cluster mit 16 Knoten sowie das 64-Bit-Dateisystem. Sun unterstreicht das Interesse der Branche an dem Cluster-Verfahren mit der Ankündigung, daß alle großen Datenbankhersteller sowie die Firmen Netscape, Tivoli und Syntax die entsprechenden APIs in ihre Produkte einbauen werden.

Die Marktpräsenz betreffend, stellt sich Sunsoft-Manager Remy Malan ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Microsoft vor, technisch werde man dabei in puncto Stabilität, Verfügbarkeit und Performance immer um Längen voraus sein. Analysten reagieren skeptisch. Solaris sei zwar über die Sparc-Plattform gut etabliert, mit Intel assoziierten die meisten Anwender jedoch Windows NT. Wolle Sun in dieses Segment eindringen, würden harte Zeiten auf das Unternehmen zukommen, prognostiziert der für seine Microsoft-Nähe bekannte Marktforscher Rob Enderle von der Giga Group.