Kolumne

"Sun macht seine Hausaufgaben"

26.09.2003
Heinrich Vaske Chefredakteur CW

Lowcost-Anbieter, Dell der Softwarebranche, Microsoft-Herausforderer - Sun Microsystems wurde nach seinen Softwareankündigungen der vergangenen Woche in die verschiedensten Schubladen gesteckt. Auch daran lässt sich ablesen, was derzeit mit dem immer noch drittgrößten Server-Anbieter vor sich geht: Sun erfindet sich wieder einmal neu.

Mit gebündelten Softwarekräften soll nun die Talsohle verlassen werden. Doch das ist nicht einfach. Das letzte gute Geschäftsergebnis stammt aus dem Fiskaljahr 2001. Damals flossen noch 18,2 Milliarden Dollar in die Kassen, unter dem Strich blieben 927 Millionen Dollar übrig. Es folgte ein Absturz, wie ihn keiner der großen Wettbewerber erlebt hat. Die Einnahmen beliefen sich 2003 nur noch auf 11,4 Milliarden Dollar, ein Verlust von 2,3 Milliarden Dollar verunzierte die Bilanz.

Bislang hat sich die Situation kaum entschärft. Die Kunden konsolidieren und sparen unverdrossen. Wo neue Hardware gebraucht wird, erhalten billige Intel-Plattformen unter Windows und Linux den Vorzug. Im Highend wird nicht investiert, und wenn doch, setzen sich zunehmend andere durch, allen voran IBM.

In dieser schwierigen Situation muss Sun-Chef Scott McNealy sein Unternehmen umbauen - und er setzt, weil es im Hardwaregeschäft nichts zu gewinnen gibt, bei der Software an. Hier die vorhandenen Produkte zu ordnen, zusammenzuführen und neu zu vermarkten ist allerdings nicht die Innovationsleistung, die das Unternehmen daraus macht. Vielmehr handelt es sich um eine aufwändige, aber überfällige Hausaufgabe, die insbesondere die Konkurrenten Microsoft, IBM und Oracle längst erledigt haben.

Innovativ ist allerdings die Idee der Pauschallizenz: Pro Jahr und Mitarbeiter kostet das Java Enterprise System 100 Dollar, und wer sich dazu für den Java Desktop entscheidet, bekommt Rabatt. Anwender, die heute Java einsetzen, werden sich bei diesen Preisen wohl überlegen, ob sie beispielsweise nicht auch den Application Server, die Middleware oder die Portalsoftware von Sun gebrauchen können.

Entscheidend für die Zukunft des Unternehmens wird aber sein, ob es sich intern personell und strategisch so aufstellen kann, dass die Vermarktung der Software-Bundles auch gelingt. In der Vergangenheit war das ein Problem. Marktbeobachter sind sich darüber einig, dass der Anbieter aus seinen Softwareprodukten rund um die Java-Plattform bei weitem nicht das machte, was möglich gewesen wäre.

Im bevorstehenden Veränderungsprozess sind die Rahmenbedingungen schwieriger denn je. Sun wird sowohl im Hardware- als auch im Softwaresektor mit sinkenden Margen zurechtkommen müssen. Schließlich sollen die Wettbewerber über den Preis bezwungen werden - und das dürfte trotz nach wie vor gut gefüllter Kassen an die Substanz gehen.