Analyse

Sun macht Oracle zum Komplettanbieter

24.04.2009
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Sun droht massiver Personalabbau

Unklar ist bislang, wie Oracle die mit der Übernahme verbundenen finanziellen Ziele erreichen will. Finanzchefin Safra Catz erwartet, dass der Zukauf schon im ersten Jahr nach dem Abschluss mehr als 1,5 Milliarden Dollar zum operativen Gewinn beiträgt. Im zweiten Jahr sollen sogar zwei Milliarden Dollar zu Buche stehen. Das sei mehr als die Übernahmen von Bea, Peoplesoft und Siebel zusammen eingebracht hätten. Ohne drastische Sparmaßnahmen dürften diese Werte kaum erreichbar sein, darin sind sich Marktbeobachter einig. Citigroup-Analyst Brent Thill schätzt, dass Oracle zwischen 40 und 70 Prozent der rund 33 000 Sun-Arbeitsplätze abbauen könnte.

Was wird aus Sparc?

Ein dickes Fragezeichen steht vor allem hinter Suns Server-Geschäft, das schon länger tiefrote Zahlen produziert. "Hardware ist für Oracle noch immer ein Fremdkörper", kommentiert Spies. Er sieht vor allem für die teure Entwicklung von Suns Sparc-Prozessoren keine Zukunft. Dass sich diese Kosten durch vermehrte Einnahmen aus einem kombinierten Hardware-Software-Stack wieder hereinholen ließen, sei unwahrscheinlich: "Oracle müsste in diesem Geschäft mit der enormen Entwicklungsgeschwindigkeit Intels mithalten." Das aber sei angesichts der geringen Verbreitung der Sparc-Plattform kaum zu bewerkstelligen. Auch US-Analyst Gold ist skeptisch. Nach seiner Ansicht wird Oracle nicht lange im Hardwaregeschäft bleiben. Er rechnet damit, dass Ellison den Großteil der Sparte wieder abstößt, möglicherweise an HP oder IBM.