Analyse

Sun macht Oracle zum Komplettanbieter

24.04.2009
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Java ist die Trumpfkarte

Tatsächlich gehört Java zu den Schlüsseltechniken, auf der sowohl viele von Oracles eigenen Produkten als auch solche von Konkurrenten wie IBM basieren. Die Programmiersprache bildet die Grundlage für Oracles Fusion-Middleware, die wie ein unsichtbarer Kitt die zahlreichen zugekauften Programme im Portfolio zusammenhalten soll. Java läuft zudem auf rund 800 Millionen PCs und mehr als zwei Milliarden Mobiltelefonen weltweit. "Mit Sun gewinnt Oracle die Kontrolle über Java", kommentiert der US-Analyst Jack Gold. "IBM kann darüber nicht glücklich sein."

Mit Sun gewinnt Oracle-CEO Lawrence Ellison die Kontrolle über Java.
Mit Sun gewinnt Oracle-CEO Lawrence Ellison die Kontrolle über Java.

Mit der Übernahme setzt Oracle seine aggressive Akquisitionsstrategie fort. Seit dem Jahr 2005 hat der amerikanische Konzern etwa 50 Unternehmen übernommen und dafür mehr als 40 Milliarden Dollar ausgegeben. Die Produkte Suns verbreitern das Portfolio des Datenbankspezialisten noch einmal erheblich. Oracle kann künftig einen kompletten Stack aus Hardware (Server, Speicher), Infrastruktursoftware (Suns Solaris-Betriebssystem, diverse Middleware) und Business-Anwendungen (ERP, CRM etc.) anbieten. Ellison kommt damit dem Geschäftsmodell des großen Rivalen IBM ein Stück näher.

IDC-Analyst Rüdiger Spies erwartet hingegen vor allem für Microsoft massive Auswirkungen. Nach seiner Einschätzung kommt die Windows-Company nun von zwei Seiten unter Druck: Sowohl Oracle als auch IBM fördern mit Milliardensummen das quelloffene Betriebssystem Linux und darauf aufsetzende Anwendungen. Die Tatsache, dass die Ellison-Company künftig alles aus einer Hand anbieten könne, werde vor allem im Mittelstand gut ankommen.