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Sun macht aus dem Thumper-Server eine VTL

09.08.2007
Sun hat aus dem "Thumper"-Server (Sun Fire X4500) eine Virtual Tape Library (VTL) mit 24 Terabyte Kapazität gemacht.

Zur Erinnerung: Der Thumper wurde Mitte letzten Jahres als Mitglied der Opteron-basierenden "Galaxy"-Server-Familie vorgestellt. Es handelt sich um eine spezielle Variante des "X4100" mit vier Dutzend SATA-Anschlüssen auf dem Motherboard, die sich mit 48 Festplatten mit jeweils 250 oder 500 Gigabyte Kapazität bestücken lässt.

Das Ganze passt in ein 4U hohes Gehäuse. Da Sun die Maschine unter Solaris 10 laufen lässt und dessen ausgefuchstes "Zettabyte"-Dateisystem (ZFS) nutzt, kann es dessen "RAID-Z"-Datenschutzalgorithmus verwenden und sich die andernfalls angefallenen acht RAID-5-Controller sparen. Das hält die Kosten des Speicher-Servers gering und liefert trotzdem sehr fortschrittliche Technik.

Die hohe Bandbreite bei geringem Platzbedarf und Preis hatte bereits Greenplum, einen relativ neuen Anbieter von Open-Source-Software für Data Warehousing, dazu bewogen, gemeinsam mit Sun auf Basis des Thumper ein Data-Warehousing-Appliance ("DW Appliance") zu entwickeln. Der Thumper ist außerdem Kernkomponente verschiedener zuletzt von Sun abgeschlossener Supercomputer-Deals.

Jetzt bildet der X4500 auch noch das Herzstück eine neuen virtuellen Bandbibliothek, die aus Sicht des darauf laufenden Server-Betriebssystems und der eingesetzten Band-Backup-Software wie eine echte Tape Library aussieht. In Wahrheit handelt es sich um eine Ansammlung von Festplatten und Software, die so tun, als wären sie eine Bandbibliothek. Hinter eine solche VTL hängt man üblicherweise noch echte Bandlaufwerke für die Langzeitarchivierung jenseits der Produktionsdaten und spart sich das in Rechenzentren störende Backup-Zeitfenster.

Im Thumper/StorageTek VTL Value sitzen 48 500-GB-SATA-Platten dicht an dicht.
Im Thumper/StorageTek VTL Value sitzen 48 500-GB-SATA-Platten dicht an dicht.
Foto: Sun

Sun nennt das neue System "StorageTek VTL Value". Es ist mit 500-GB-Platten und zwei oder vier Fibre-Channel-Anschlüssen (2 GB/s) zum Anschluss von Servern und SANs (Storage Area Networks) bestückt. Das Gerät implementiert 16 virtuelle Bandbibliotheken mit 128 virtuellen Bandlaufwerken und 1024 virtuellen Bändern. Würde man von Sun eine echte Bandbibliothek mit dieser Kapazität und dem StorageTek-Schild darauf kaufen, würde sie ein Vermögen kosten. Andererseits sind natürlich Bandmedien viel günstiger als Festplatten - aber eben auch erheblich langsamer.

Der Preisunterschied zwischen einem "normalen" Thumper und der neuen VTL ist nicht allzu groß. Die Basisversion des X4500 mit 48 250-GB-Platten kostet mit zwei 2,6 Gigahertz schnellen "Opteron 285", 16 GB Hauptspeicher sowie Solaris 10 und ZFS knapp 33.000 Dollar. Bestückt man den Server mit 500-GB-Platten, steigt der Preis auf rund 70.000 Dollar. Als StorageTek VTL Value kostet die Box zirka 85.000 Dollar (hierzulande ab 75.000 Euro).

Nun stellt sich laut "Computerwire" die Frage, ob 15.000 Dollar Aufpreis (oder mehr, falls die zugrundliegende Server-Konfiguration schwachbrüstiger ist als beim X4500 im Vollausbau) für ein Stück VTL-Software gerechtfertigt ist, das auf Solaris 10 und ZFS läuft. Wie auch immer: Der Einstiegspreis für die "echte"VTL von StorageTek beträgt 135.000 Dollar; diese Box bestand aus einem Opteron-Server vom Typ "V40z" und brauchte für ihre 48 SATA-Platten ein deutlich größeres Gehäuse. Diese "StorageTek VTL Plus" erreicht 224 TB Raw Capacity, die sich nach Einschalten von RAID 5 allerdings auf 168 TB reduziert (der Preis behinhaltet im Übrigen keine volle Festplattenbestückung).

Vom Thumper verkaufte Sun so viele Server, dass es übers Jahr mit den Maschinen 100 Millionen Dollar einnehmen könnte. Zwar wächst dieser Teil des Geschäfts schnell, doch ist er noch immer vergleichsweise klein gegenüber dem Zielkorridor und dem rückläufigen StorageTek-Geschäft, das Sun im August 2005 für 4,1 Milliarden Dollar gekauft hatte. (tc)