Sun lässt die Niagara-Server vom Stapel

06.12.2005
Die neuen Rechner arbeiten mit "T1"-Prozessoren, deren Design offen gelegt wird.

Kurz nach Vorstellung der "Ultrasparc-T1"-Prozessoren bringt Sun jetzt zwei hoch komprimierte Server auf den Markt, die den Hersteller möglichst wieder unter die Top Drei der Lieferanten führen sollen. Die wichtigsten Funktionen der Rechner sind geringe Stromaufnahme und Platzbedarf sowie die CPU, die bis zu 32 Befehle (threads) auf einmal ausführen kann.

Der T1-Chip taktet mit maximal 1,2 Gigahertz, wird in einem 90-Nanometer-Prozess gefertigt und genehmigt sich im Normalbetrieb rund 72 Watt sowie unter Spitzenlast 79 Watt. Er ist mit vier, sechs oder acht aktiven Rechenkernen (Cores) zu haben. Außerdem hat der T1 den mit dem "Ultrasparc IIIi" eingeführten "J-Bus" an Bord, der zur Verbindung von Prozessoren untereinander und mit externen I/O-Geräten dient. Dazu kommt noch ein PCI-Express-Anschluss. Sun baut die T1-Chips zunächst in zwei neue Server ein, die unter den Codenamen "Erie" und "Ontario" entwickelt wurden.

Acht Cores à vier Threads

Der "Sun Fire T1000" belegt im Rack eine Höheneinheit (1U) und kann einen Prozessor mit vier, sechs oder acht Cores aufnehmen, wobei jeder Rechenkern vier Prozesse (threads) gleichzeitig ausführt. Der Rechner bietet Platz für eine PCI-Express-Karte und eine Festplatte. Der Listenpreis liegt bei 3200 Euro. Dank doppelter Bauhöhe (2U) erlaubt der "T2000" den Einbau von mehr Peripherie wie redundanten Netzteilen und Lüftern. Er besitzt drei PCI-Express- und zwei PCI-X-Steckplätze und kann zwei kompakte SAS-Festplatten aufnehmen. Der T2000-Server ist ab 7300 Euro zu haben. Sun positioniert die beiden Rechner für Web- und Netzinfrastrukturen und für Konsolidierungsprojekte. Der Hersteller hat das Design des Niagara-Prozessors unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht und folgt damit IBM, das die hauseigene "Power"-Architektur ebenfalls offen legte.

Sun verspricht sich insbesondere von der geringen Stromaufnahme von weniger als 80 Watt für den Acht-Kerne-Prozessor einen Wettbewerbsvorteil von mehreren Jahren. Ein voll ausgestatteter T1000 kommt unter schwerer Web-Infrastruktur-Arbeitsbelastung mit höchstens 180 Watt aus, ein ebenfalls voll ausgestatteter und spitzenbelasteter T2000 mit 300 Watt.

Fast noch wichtiger als die Multi-Core-Implementierung ist für Sun die Abarbeitung vieler kleiner Threads in einem Arbeitsgang. Denn bei zunehmend mehr Anwendungen fallen nur geringe Rechenaufgaben an, aber dafür sehr viele: "Immer mehr digitale Geräte liefern Daten, fordern Services und müssen kontrolliert werden", erklärte David Yen, Suns Verantwortlicher für Prozessoren und Netzprodukte schon vor eineinhalb Jahren. RFID-Chips, Sensoren und Mikromaschinen würden in Zukunft die Server überfluten.

Für die Verarbeitung der vielen kleinen Datenströme sind Chips mit Multithreading besser geeignet, weil sie nicht auf das langsame Memory warten müssen. Allerdings hat Rambus, Hersteller von Speicherchips, angekündigt, ebenfalls Produkte mit dieser Technik zu entwickeln. Solaris 10 versteht sich bereits gut auf den Umgang mit vielen Threads, Gleiches gilt für Web-Infrastruktursoftware und Datenbanken. Laut Sun sollen die T1-Server im Vergleich mit Xeon- oder Itanium-2-basierenden Maschinen im Schnitt drei- bis viermal mehr leisten, aber nur halb so viel Platz und nur ein Viertel bis die Hälfte des Strom benötigen. (tc/kk)