Neue Ultrasparc-III-Workgroup-Server

Sun greift das Wintel-Lager an

16.11.2001
MÜNCHEN (CW) - Mit neuen, auf Ultrasparc-III-Prozessoren basierenden Servern will Sun Microsystems die Wintel-Fraktion das Fürchten lehren. Das Acht-Wege-System mit dem bisherigen Codenamen "Daktari" und der erste "Netra"-Thin-Server mit der "Cheetah"-CPU sollen dem angeschlagenen Sonnenkönig helfen, im Lowend-Segment Boden zu gewinnen.

Das allgemein zurückhaltende Investitionsverhalten der Unternehmenskunden hat zuletzt auch Sun hart getroffen. Um wieder Schwung in das lethargische Hardwaregeschäft zu bringen, will sich der kalifornische Server- und Workstation-Hersteller nun im lukrativen - von der Wintel-Konkurrenz allerdings bereits gut besetzten - Segment der Entry-Level-Server mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Dazu hat Sun sein Lowend-Portfolio um ein Einstiegsmodell ergänzt, das sowohl Komplexität als auch Kosten in Firmenrechenzentren erheblich reduzieren soll.

"Das ist kein aufgeblähter PC, sondern ein echter Server", stichelt Neil Knox, Vice President der Volume Systems Product Group von Sun, anlässlich der Freigabe des neuen Unix-Servers "Sunfire V880". Mit dem Neuzugang will das Unternehmen direkt gegen niedrigpreisige Windows-Maschinen auf Intel-Basis antreten.

Mehr CacheDer V880 basiert wie sein kommendes, derzeit noch unter dem Codenamen "Cherrystone" gehandeltes Vier-Prozessoren-Gegenstück auf Zwei-Wege-Motherboards. Suns Neuer lässt sich mit bis zu acht 750-Megahertz-CPUs bestücken, die jeweils auf 8 MB Level-2-Cache zugreifen - laut Hersteller zwischen vier- und 16-mal so viel wie in vergleichbaren Intel-Servern mit auf 700 Megahertz getakteten Pentium-III-Xeon-Prozessoren. Außerdem soll die Systembandbreite sechsmal höher sein als etwa bei den von Intel und Compaq entwickelten Acht-Wege-Servern "Profusion".

Zur weiteren Ausstattung des Daktari-Servers gehören neun PCI-Slots, drei Media-Bays, ein eingebauter Fibre-Channel-Controller und integrierte 10/100-Base-T-Ethernet- sowie Gigabit-Ethernet-Adapter. Zudem bietet das System Platz für bis zu zwölf im laufenden Betrieb austauschbare FC-AL-Festplatten mit Multipathing-Unterstützung. Kunden mit umfangreichen Applikationen beziehungsweise Speicherambitionen in Richtung Network Attached Storage (NAS) oder Storage Area Network (SAS) verweist Sun auf die diesbezügliche Skalierbarkeit des Neuzugangs - über das Disk-Array "Storedge T3" des Herstellers.

Die Sunfire V880 sei preislich zwischen 31 und 46 Prozent günstiger als vergleichbare Systeme von Compaq oder IBM mit der gleichen Anzahl von 700-Megahertz-Xeons sowie gleicher Hauptspeicher- und Plattenbestückung, behauptete Sun gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computerwire". So koste etwa eine Zwei-Wege-Maschine mit 4 GB RAM und sechs 36-GB-Platten knapp 30000 Dollar, während ein entsprechender "Proliant ML750" von Compaq oder "X-Series 370" von IBM mit rund 45000 beziehungsweise 48500 Dollar zu Buche schlage. Den Preis für eine voll ausgebaute Acht-Wege-Sunfire mit 32 GB RAM und zwölf 36-GB-Harddisks beziffern die Kalifornier auf knapp 120000 Dollar. Ein vergleichbar ausgestatteter X-Series 370 hingegen sei für 184000 Dollar zu haben, während sich Compaqs ML750 gar nicht auf 32 GB Arbeitsspeicher ausbauen lässt. Beim Preisvergleich mit einbezogen hat der Hersteller auf Wintel-Seite das Microsoft-Betriebssystem "Advanced Server" samt "Internet Connector", beim eigenen Server Solaris 8.

Der ebenfalls neue "Netra 20" - Ablösemodell der 1999 eingeführten und unter anderem bei Telekommunikationsunternehmen und Dienstleistern beliebten, robusten Thin Server "Netra 1120/25" - ist das erste Modell dieser Produktlinie, das auf der 750 Megahertz schnellen Ultrasparc-III-CPU basiert. Im Prinzip stellt die Maschine mit einer Bauhöhe von 4U eine abgespeckte und NEBS-3-kompatible (NEBS 3 = Network Equipment Building Systems Level 3) Variante des "Littleneck"-Servers dar. Wie beim V880 kommt auch bei dem Rack-optimierten Thin Server Suns Interconnect-Technologie "Fireplane" zum Einsatz. Diese soll CPUs, Arbeitsspeicher und Netz- sowie Storage-Devices verbinden und Datenübertragungsraten von bis zu 4,8 Gigabyte pro Sekunde bieten. Ein Netra 20 mit einem 750-Megahertz-Ultrasparc-III-Prozessor, 512 MB Arbeitsspeicher und einer 36-GB-FC-AL-Platte kostet knapp 11500 Dollar.

Im Bemühen, die Lowend-Konkurrenz auszustechen, bohrt Sun in die Wintel-Wunde: Nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl an Sicherheitsproblemen, mit denen Microsofts "Internet Information Server" (IIS) in den vergangenen Monaten zu kämpfen hatte, sei die Kombination aus dem stabilen Solaris und 64-Bit-Ultrasparc-CPUs die - einem vergleichbaren Windows-System auf Basis von 32-Bit-Intel-Prozessoren - überlegene Option. Unternehmen, die sich für einen Sunfire V880 entschieden, müssten weder Geld noch Zeit für ISS-spezifische Wurmkuren - etwa bei Code-Red- oder Nimda-Befall - aufwenden, wirbt Sun-Manager Knox.

Migrationswilligen verspricht das Unternehmen Hilfestellung beim Umstieg von Microsoft-Betriebssystemen auf das hauseigene OS. Bei der Ausweitung ihrer Jagdgründe ergreifen die Kalifornier neuerdings recht unorthodoxe Maßnahmen: Ein im Oktober ins Leben gerufenes Rabattprogramm soll deutschen Microsoft- und Compaq-Kunden den Umstieg auf die Sun-Solaris-Plattform schmackhaft machen. Demzufolge erhalten Compaq-Anwender, die ihre Alpha-Rechner bei Sun in Zahlung geben, beim Kauf eines Sun-Systems einen Preisnachlass von bis zu 20 Prozent. Windows-NT-Usern will der Hersteller die Entscheidung für Solaris ebenfalls mit Rabatten erleichtern. Mit dem Angebot hofft Sun, Anwender des in absehbarer Zeit auslaufenden Betriebssystems Windows NT 4.0 sowie der nur noch bis Ende 2003 verfügbaren Compaq-Plattform Alpha für das eigene Lager zu gewinnen. (kf)

Sun um 20 Prozent schnellerAuch in Sachen Prozessorgeschwindigkeit macht sich Sun auf die Socken: Seit letzter Woche liefern die Kalifornier ihre Sunfire-Midrange-Server mit dem auf 900 Megahertz getakteten "Ultrasparc III+" aus. Verglichen mit seinem 750-Megahertz-Pendant, soll sich der kupferbasierte, bislang schnellste Ultrasparc-Prozessor durch ein Leistungsplus von 20 Prozent auszeichnen. Ab sofort sind die Sunfire-Modelle "3800", "4800" und "4810" sowie die Midframe-Server-Reihe "6800" mit dem aktuellen Flitzer der McNealy-Company erhältlich. Sein Debüt gab der 900-Megahertz-Chip in Suns Highend-Server "Starcat" (Sunfire 15K), der seit September auf dem Markt ist.