Zusammenarbeit mit United Linux und Red Hat wahrscheinlich

Sun gibt eigene Linux-Distribution auf

04.04.2003
MÜNCHEN (CW) - Nach nur wenigen Monaten stellt Sun die eigene Linux-Distribution für seine x86-Rechner ein. Künftig wird der Hersteller seine Intel-Systeme mit Standarddistributionen wie Red Hat und United Linux ausstatten.

Im vergangenen Jahr hatte Sun eine eigene, auf Red Hat basierende Linux-Distribution auf den Weg gebracht. Ziel war es, die quelloffene Systemsoftware um Funktionen aus dem kommerziellen Unix-Derivat Solaris zu erweitern. Die x86-Hardware können Kunden sich wahlweise mit Linux oder Solaris ausliefern lassen. Auf den eigenen Sparc-Systemen läuft hingegen nur Solaris.

Mit der Abkehr von einer eigenen Linux-Variante reagiert Sun auf die Klagen zahlreicher Softwarepartner, die nicht gerade begeistert waren, ihre unter Linux lauffähigen Produkte an eine weitere Distribution anpassen und testen zu müssen. Der von Sun erhoffte Zuspruch sowohl bei unabhängigen Softwarehäusern als auch bei Kunden für das eigene Linux-Paket blieb aus. Viele Softwareanbieter, darunter auch namhafte Firmen wie Oracle oder Sybase, unterstützen nur die Distributionen von United Linux und Red Hat. United Linux ist die Variante eines Konsortiums aus Suse, SCO, Conectiva und Turbolinux. Obwohl sich die verschiedenen Distributionen sehr ähneln, seien Entwickler gezwungen, die Kompatibilität ihrer Erzeugnisse mit den einzelnen Linux-Umgebungen sicherzustellen, so ein Sun-Manager.

Sun schwenkt nun auf den Kurs von IBM und Hewlett-Packard ein. Beide Linux-Protagonisten liefern ihre Hardwareprodukte seit einiger Zeit mit den Standardpaketen aus.

Die Konzerne stellen ebenfalls weiterhin mit AIX beziehungsweise HP-UX eigene Unix-Derivate her. "Linux gehört nicht zu Suns Kernkompetenz", lautet John Loiaconos Schlusswort zu Suns eigenwilligem Linux-Ausflug im Gespräch mit dem Brancheninformationsdienst "Computerwire". Loiacono ist Vice President der Operation Platforms Group von Sun. Welche Distributionen zum Zuge kommen, ist noch nicht ausgemacht, es soll jedoch mehr als eine unterstützt werden. Sun kündigte derweil an, weitere x86-Systeme auf den Markt zu bringen.

Trotz der Kehrtwende verspricht das Unternehmen, dass im Rahmen der Initiative "Orion" alle Softwareprodukte ohne Modifikationen unter Solaris und Linux laufen werden. Hinter Orion verbirgt sich ein neues Softwarekonzept, das die Administration der Sun-One-Produktfamilie (Applikations-Server, Portal, Identity-Server) sowie des Solaris-Betriebssystems erleichtern soll. So werden beispielsweise Upgrade-Zyklen der unterschiedlichen Programme aufeinander abgestimmt. Auch die Lizenzierung der Produkte möchte Sun mit Orion vereinfachen - vermutlich mit einem nutzerbasierenden Preismodell. Zurzeit müssen Kunden Softwareprodukte einzeln in Lizenz nehmen, wobei die Berechnung des Preises nach unterschiedlichen Kriterien erfolgt. (fn)