Sun feiert Java-Jubiläum

11.05.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Java begeht seinen zehnten Geburtstag. Schnelle Erfolge prägten die Geschichte der Plattform ebenso wie verpasste Gelegenheiten der Erfinder und verbissen geführte Gerichtsprozesse.

Hier lesen Sie ...

  • wie Sun vor zehn Jahren mit Java anfing;

  • warum Entwickler die Plattform lieben;

  • wie Java heute gegenüber Microsofts .NET-Plattform dasteht.

Wir hatten verschiedenste Szenarien im Kopf, von denen wir dachten, sie seien alle Science Fiction", erinnert sich Java-Erfinder James Gosling anlässlich einer vorgezogenen Geburtstagsfeier im kalifornischen Sun-Hauptquartier in Santa Clara. "Dann wurde plötzlich alles Wirklichkeit." Heute gehört Java zu den bekanntesten IT-Marken. Schätzungen der Sun-Verantwortlichen zufolge arbeiten weltweit rund 4,5 Millionen Entwickler unter dem Zeichen der dampfenden Kaffeetasse.

Auf den jährlichen Javaone-Konferenzen feiert Sun sich selbst und seine Plattform. An den Treffen nehmen regelmäßig weit über 10 000 Besucher teil."Das war ein kometenhafter Aufstieg, den so niemand erwartet hatte", blickt Jonathan Schwartz, Chief Operating Officer (COO) von Sun, zurück. Ursprünglich wollte Sun mit Java eine Betriebssystem-Umgebung entwickeln, die in der Lage sein sollte, unterschiedlichste Geräte zu steuern - von der Kaffeemaschine bis zum Computer. Unter dem Dach von "The Green Project" entstand vom Frühjahr 1991 bis Sommer 1992 die Java-Urversion "Oak".

Im März 1995 gab Sun die erste Alphaversion (1.0a2) des Quellcodes für die Öffentlichkeit frei. Der offizielle Java-Launch folgte am 23. Mai. Zugleich schmiedeten die Sun-Verantwortlichen ein Bündnis mit dem Netscape-Gründer Marc Andreessen. Java sollte in den Netscape-Browser integriert werden. Damit hatte der Server-Spezialist seinen Fuß in der Tür des Internets.

Dann ging alles Schlag auf Schlag. Mit Java hatte Sun bei vielen Entwicklern offene Türen eingerannt. Angesichts des aufkommenden Internet-Goldrausches hatten diese nach neuen Möglichkeiten gesucht, statische HTML-Seiten mit Animationen aufzulockern. Auch mit dem Versprechen "Write once, run anywhere" gewann Sun die Herzen der weltweiten Entwicklergemeinde. Das Modell, Programmcode nur einmal schreiben zu müssen und dann mittels einer Virtual Machine (VM) auf verschiedensten Geräten vom mobilen Device bis zum Mainframe ablaufen lassen zu können, machte es überflüssig, Code für verschiedene Hardwareplattformen zu kompilieren.

Auch die IT-Industrie ließ sich von der allgemeinen Begeisterung rund um Java anstecken. Zahlreiche Anbieter sprangen auf den Java-Zug auf und erwarben Lizenzen, darunter Branchengrößen wie Hewlett-Packard, IBM, Oracle und Microsoft. "Alle führenden IT-Anbieter richteten sich gemeinsam auf eine Technik aus", erzählt Rick Ross, Gründer und President von JavaLobby.org, einer Organisation für Java-Entwickler. "Das habe ich vorher und auch später nie wieder erlebt."Streit um Standards