Web

Sun fällt nach massiver Gewinnwarnung

23.02.2001
Der Gewinn von Sun Microsystems wird im laufenden Quartal möglicherweise 50 Prozent unter den Erwartungen liegen. COO Ed Zander gibt der US-Wirtschaft die Schuld.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Aktie von Sun Microsystems ist gestern in den USA nachbörslich um mehr als zehn Prozent gefallen, nachdem das Unternehmen in einer Telefonkonferenz mit Analysten eine massive Gewinnwarnung ausgesprochen hatte. Demnach soll der Gewinn im laufenden dritten Finanzquartal mit sieben bis neun Cent pro Aktie unter Umständen um mehr als 50 Prozent niedriger ausfallen als bislang von Analysten erwartet (laut First Call/Thomson 15 Cent je Anteilschein). Auch beim Umsatz geht Sun von einem Wachstum gegenüber dem Vorjahrezeitraum von nur zehn bis 13 Prozent aus, was auf Einnahmen zwischen 4,41 und 4,53 Milliarden Dollar hinauslaufen würde. Vor einem Jahr hatte das Umsatzwachstum noch 35 Prozent betragen.

Den Schuldigen für das drohende Finanzdebakel hat Sun bereits ausgemacht. "Glauben Sie mir: Es ist die US-Wirtschaft", klagt President und COO (Chief Operating Officer) Ed Zander. "Das ist hier der Hauptfaktor." Das Auslandsgeschäft liege weiter im Plan. US-Unternehmen aber hätten plötzlich und unerwartet ihre Internet- und Netzinvestitionen eingefroren, so Zander weiter. "Ich kann mich nicht erinnern, dass so etwas in meiner Karriere jemals so schnell und so heftig eingetreten wäre", jammerte der zweite Mann hinter Firmenchef Scott McNealy. Mittelfristig sieht Zander sein Unternehmen weiter auf Kurs. "Ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn wir Marktanteile an die Konkurrenz verlieren würden oder größere Probleme mit unseren Produkten oder unserer Strategie hätten. All das ist nicht der Fall."

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung werde man ungeachtet der plötzlichen Flaute weiter steigern. Im laufenden Quartal sollen dazu 1500 bis 2000 neue Mitarbeiter angeheuert werden. Im folgenden vierten Quartal sollen allerdings nur rund 500 neue Namen auf der Payroll notiert sein. Um den Aktionären Mut zu machen kündigte Sun an, man werde eigene Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Dollar zurückkaufen. Die Anteile notieren zurzeit 68 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch.

Gestern hatte bereits Merill-Lynch-Analyst Tom Kraemer die Sun-Aktie heruntergestuft (Computerwoche online berichtete). Als Begründung nannte der Experte unter anderem das massive Dotcom-Sterben in den USA. Viele dieser Unternehmen setzten Sun-Epuipment ein, das sich nun zu günstigen Preisen in Internet-Auktionen wiederfindet.