Wegen Verstoßes gegen Java-Lizenzvertrag

Sun droht Microsoft mit rechtlichen Schritten

22.08.1997

Anlaß für den seit Wochen schwelenden Streit war Microsofts Ankündigung, Suns Java-Klassen für die Programmierung grafischer Oberflächen (JFC) nicht mit Version 4.0 des Browsers auszuliefern. Javasofts Marketing Director George Paolini weist jedoch darauf hin, daß jeder Lizenznehmer verpflichtet sei, die zum Java-Kern zählenden Programmier-Schnittstellen zu unterstützen - und dazu gehörten auch die JFC. Sein Widersacher Charles Fitzgerald interpretiert den Lizenzvertrag jedoch so, daß es Microsoft offenstehe, wie weit es die Java-Spezifikation einhalten wolle. Der Sun-Manager weist diese Lesart zurück und kündigte an, daß er Microsoft auffordern werde, den Internet Explorer vom Markt zu nehmen, wenn die JFC nicht zum Lieferumfang gehören. Notfalls wolle er dafür vor Gericht ziehen.

Nicht nur mit Drohgebärden, sondern auch durch verstärkte Vertriebsaktivitäten will Sun sicherstellen, daß Windows-Anwender über ein spezifikationskonformes Java verfügen. So möchten die Kalifornier Verträge mit PC-Herstellern über die Vorinstallation des eigenen Java Development Kit (JDK) abschließen. Ein derartiges Abkommen unterzeichnete es bereits mit IBM.

Zusätzlich will Javasoft den Verkauf von "Hot Java Views" forcieren. Dabei handelt es sich um ein Paket von Client-Software (Mail, Terminplaner, Kalender, WWW). Es basiert auf dem JDK und soll PCs mit einem "Webtop" versehen. Javasoft will die Einbindung von Produkten anderer Hersteller in diese Arbeitsumgebung vereinfachen.