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Sun denkt über Open-Source-Modell für Java Enterprise System nach

16.07.2004

Nachdem Sun Sun angekündigt hatte, das Betriebssystem Solaris noch in diesem Jahr als Open Source zur Verfügung zu stellen, denkt das Unternehmen nun über ähnliche Schritte bei der Infrastrukturplattform "Java Enterprise System" nach. Doch weder ist eine endgültige Entscheidung gefallen, noch steht fest, welche Elemente der Sun-Umgebung davon betroffen sein würden.

Unter dem Label Java Enterprise System fasst der Hersteller verschiedene Server-Produkte zusammen, die auf einem J2EE-Applikations-Server betrieben werden können. Dazu zählen Portalprogramme, Lösungen zum Absichern von Fernzugriffen, Benutzerauthentifizierung, Verzeichnisserver sowie E-Mail- und Kalenderfunktionen. Zu diesem Grundsystem bietet das Unternehmen optionale Lösungen an, etwa zur Anwendungsintegration.

Der kalifornische Hersteller wäre allerdings beileibe nicht der erste Anbieter einer Open-Source-J2EE-Plattform. So stellt Jboss seine J2EE-Implementierung Anwendern schon lange als Open-Source bereit und die Open-Source-Vereinigung Apache Software Foundation entwickelt mit Geronimo einen J2EE-Server. Teile der J2EE-Spezifikation hatte Apache schon in den Projekten Tomcat, Tag Libraries und Axis realisiert.

Im Gegensatz zu anderen kommerziellen Anbietern, allen voran IBM und Bea, und auch den Open-Source-Projekten ist Suns Marktanteil vom J2EE-Servern vergleichsweise gering. Eine Quellcode-Freigabe des Java Enterprise System könnte der Software zu größerer Verbreitung verhelfen.

Um die Gunst der Entwickler zu gewinnen, hatte Sun ein Java-basierendes Benutzer-Interface namens "Looking Glass" als Open Source veröffentlicht. Doch Java-Befürworter IBM verlangt noch mehr. Unlängst hatte Big Blue Sun erneut aufgefordert, den Quellcode der Programmier- und Ablaufumgebung freizugeben. Bea schloss sich dieser Forderung an und legte Sun nahe, die Java 2 Standard Edition (J2SE) sowie die dazugehörigen Testwerkzeuge zu öffnen.

Java-Miterfinder und Sun-Mitarbeiter James Gosling lehnt diese Wünsche mit der Begründung ab, eine Öffnung des Sourcecode würde zu einer Fragmentierung der Sprache führen und verweist dabei gern auf die historischen Probleme mit Unix, die in Linux weiterlebten: Viele Anwendungen seien nicht über alle Linux-Varianten portabel, weil es zwischen diesen Architektur-Unterschiede gebe. Eine ähnliche Entwicklung befürchtet Gosling im Java-Umfeld im Falle einer Open-Source-Freigabe. (fn)