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Sun-Chef McNealy gibt das Zepter ab

25.04.2006

"Das Beste liegt noch vor ihm"

McNealy begründete seinen Teilrückzug nicht mit den Problemen seiner Firma, sondern mit deren angeblich wieder guten Ausgangsposition. Sun wachse wieder, generiere Cash und verfüge über wettbewerbsfähige Computer. Zuvor habe er wichtige Dinge erledigt - Ultrasparc-IV+Prozessoren mit zwei Kernen, die Rückkehr von Andy Bechtolsheim mit seinen Server-Designs ("Galaxy"), Solaris 10 und das Java Enterprise System als Open Source - und halte nun den Zeitpunkt für richtig, das Zepter zu übergeben.

Der Führungswechsel sei über Jahre hinweg vorbereitet und vom Verwaltungsrat unterstützt worden, den Zeitpunkt habe er selbst ausgesucht, so McNealy. Jonathan Schwartz sei bereit für seine neue Aufgabe: "Das Beste liegt noch vor ihm - das ist der einzig faire und verantwortliche Weg." Bevor er den Stab übergab, habe er außerdem sicherstellten wollen, dass Schwartz nicht anderswo einen CEO-Posten übernehme. "Ich habe ihn für Sun gerettet", sagte der scheidende Firmenchef.

Hohe Erwartungen

James Barksdale, der als Lead Outside Director im Sun-Verwaltungsrat sitzt, erklärte, Sun könne von McNealys Erfahrung und der Energie von Schwartz profitieren. "Ich denke, wir bekommen angesichts von Suns heutiger Position auf diese Weise ein stärkeres Team." Tony Sacconaghi, Analyst bei Sanford Bernstein, sieht in dem Wechsel "ein starkes Signal dafür, dass das Board sich um Veränderungen bemüht".

Vernon Turner erwartet für die Marktforscher der IDC, Schwartz werde eine konsistente Unternehmensvision, ein leistungsfähiges Portfolio auf Basis von Solaris und Java sowie eine Kultur ausgeprägter Kundenorientierung liefern. Allerdings stehe er auch vor verschiedenen Herausforderungen: Der neue Sun-Boss müsse Java zu Geld machen, nachhaltige Hardwareprofite erzielen und die Kostenbasis des Unternehmens senken. Dabei gelte es, gleichzeitig den hohen Grad hausgemachter Innovation aufrecht zu erhalten.

Devise: Wachstum statt Stellenabbau

Pferdeschwanzträger Schwartz gehört übrigens auch zu den prominentesten Bloggern des Silicon Valley - er nutzt seine Online-Kolumne regelmäßig, um die Konkurrenz zu schmähen und seine Vorstellungen von der Zukunft der Technik zu verbreiten. McNealy ist sich aber sicher, dass seine Nachfolger auch im Tagesgeschäft ausgesprochene Stärken hat und helfen werde, Suns Gewinnmargen und Produkte zu verbessern.

Schwartz kündigte bereits an, er wollte für das im Juli beginnende neue Fiskaljahr einen neuen Geschäftsplan aufsetzen. Dabei werde er aber eher an der bisherigen Kostenstruktur festhalten als drastische Entlassungen anzuordnen. "Wir werden uns auf unsere Wachstumschancen fokussieren, und das machen wir aggressiv", proklamierte der neue Sun-Chef. (tc)