Übernahme des Herstellers abgeschlossen

Sun bündelt Middleware von Netdynamics mit Solaris

10.11.1998
MÜNCHEN (CW) - Nachdem Sun im Juli die Übernahme von Netdynamics in die Wege leitete, gab die Unix-Company jetzt ihren Produktfahrplan für den Applikations-Server bekannt. Demnach soll die Middleware zukünftig mit dem hauseigenen Betriebssystem ausgeliefert werden. Hochrangige Firmenvertreter beteuerten, daß auch die NT-Variante des Produkts weiter gepflegt weden soll.

Wie Netscape oder Progress stieg auch Sun durch die Akquisition einer Startup-Firma in den rasant wachsenden Markt für Web-fähige Applikations-Server ein. Die Übernahme von Netdynamics und dessen gleichnamiger Middleware ließ sich Scott McNealy 170 Millionen Dollar kosten (siehe CW 28/98, Seite 1).

Letzte Woche erklärte der Workstation-Hersteller den Deal als abgeschlossen und präsentierte seine Pläne für die zugekaufte Software. Dabei stilisierten Sun-Manager den Anwendungs-Server mit integrierter Java-Entwicklungsumgebung zum strategischen Produkt.

In Anlehnung an den derzeitigen Hype um die Internet-Portale beschrieb Alan Baratz, President von Suns Java-Abteilung, die Server-Software als Pforte zu den Applikationen eines Unternehmens. Für die Aufgabe als Integrationsplattform soll sich Netdynamics eignen, weil es bestehende Datenbanken, Mainframe-Anwendungen und Enterprise-Ressource-Planning-(ERP-)Systeme für neue Web-Applikationen öffnen kann.

Netdynamics als Portal

Neben den Java-Funktionen wie Java Database Connectivity (JDBC) oder Java Naming and Directory Interface (JNDI) verfügt der Applikations-Server dafür über einen Corba-kompatiblen Object Request Broker und Erweiterungen namens Platform Adapter Components (PACs). Mit Hilfe des PAC SDK können Anwender Extensionen auch für andere Applikationen programmieren. Im Rahmen der Kooperation mit Inprise nahm Sun den Integrated Transaction Server (ITS) in Lizenz, um den Anwendungs-Server für Komponenten-basierte Transaktionen zu rüsten.

Die Verbreitung von Netdynamics will Sun über das Bundling mit dem hauseigenen Unix-Derivat "Solaris" fördern. Dennoch sollen laut Hersteller die Versionen für andere Plattformen, darunter Windows NT, weiterentwickelt und vertrieben werden. Mit dem Beipacken des Applikations-Servers wollen die Firmenverantwortlichen auch die Position des Betriebssystems in der Konkurrenz mit Windows NT stärken. Zu dessen Lieferumfang gehören nämlich der COM-basierte TP-Monitor "Microsoft Transaction Server" sowie die Message Oriented Middleware (MOM) "MS MQ". Im Gegensatz zum Gates-Kunden erhält freilich der Sun-Anwender den Applikations-Server nicht ohne Aufpreis als Teil des Basissystems: Die Entwicklerversion soll 3500 Dollar, die vollwertige Produktionsumgebung 13500 Dollar extra kosten. Dies entspricht einer Ersparnis von 20 Prozent gegenüber dem Normalpreis.