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Sun bringt Solaris 9 für x86-Prozessoren

07.02.2003
Seit gestern gibt es das aktuelle Solaris 9 für x86-Prozessoren. Für den nichtkommerziellen Einsatz ist das Betriebssystem, mit dem der Hersteller den Einstiegsmarkt adressiert, kostenlos.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems hat sein im August vergangenen Jahres bei der Vorstellung des "LX50"-Servers gemachtes Versprechen eingelöst und auch das aktuelle Release 9 seines Unix-Derivats Solaris für Prozessoren mit x86-Befehlssatz veröffentlicht. Ann Wettersten, Vice Presdident of Marketing der Operating Systems Group, erklärte dazu, Sun habe Solaris für x86 revitalisiert, weil es die Reichweite der Solaris-Plattform in den acht Milliarden Dollar schweren Markt für Einstiegs-Server ausdehnen wolle, der in diesen Tagen hauptsächlich von Windows und Linux beherrscht wird.

Solaris biete im Vergleich zur Microsoft-Welt bei einer typischen Softwareausstattugn einen bis zu 15-fachen Preisvorteil, erklärte die Sun-Frau. "Solaris 9 x86 Platform Edition" enthalte - wie auch die Sparc-Version - bereits eine Firewall und einen Web-Caching-Server und koste für eine Zwei-Wege-Maschine 250 Dollar. Für die gleiche Hardware kassiere Microsoft 999 Dollar für Windows 2000 Server mit fünf Client-Access-Lizenzen (CALs) und 2298 Dollar für den ISA Firewall- und Caching-Server. Sun liefere außerdem einen Resource Manager mit, den man für Windows ebenfalls gesondert anschaffen müsse.

Ein offensichtlicher Vorteil von Solaris for x86 ist laut "Computerwire" die Tatsache, dass Anwender - selbst wenn Sun mit dem Betriebssystem keine eigene Hardware verkauft - bereits vorhandenen Maschinen mit Intel- oder AMD-Prozessoren auf Solaris umrüsten können - so wie auch Linux seinen kommerziellen Weg machte. Kunden können außerdem beim Hardware-Neukauf Server und Workstation so auswählen, dass diese Windows, Linux und Solaris unterstützen, und dann später je nach Bedarf das passende OS aufspielen. Sie können sozusagen hardwarespezifisch und plattformagnostisch handeln. Suns ONE-Softwarepaket beispielsweise ist für x86 gleich teuer wie für Sparc.

Für den nichtkommerziellen Einsatz ist Solaris 9 for x86 kostenlos, so wie auch bereits bei Solaris 8 auf Intel- und AMD-CPUs. Für Workstations und Server mit einem Prozessor kostet das Betriebssystem 99 Dollar, und für Zwei-Wege-Maschinen werden 250 Dollar fällig. Oberhalb davon steigen die Preise laut Graham Lovell, Director Solaris Product Marketing, abhängig von der Prozessorenzahl. Der Kernel unterstütze mehr als 100 CPUs, und falls jemand wie Dell einen großen SMP-Server anbiete, dann gebe es keinen Grund, warum Solaris nicht darauf laufen solle. Einige Kunden nutzen Solaris 9 für x86 Lovell zufolge bereits auf Acht-Wege-"Poweredge"-Servern. Auf dem hauseigenen "LX50" mit zwei 1,4 Gigahertz schnellen Pentium-IIIs läuft das System natürlich ebenfalls.

Von Intel gab es zu Suns Ankündigung keine Stellungnahme, AMD hingegen war in der entsprechenden Pressemitteilung mit einem enthusiastischen Statement vertreten. Sun braucht Intels Erlaubnis nicht, um Solaris für 32-Bit-x86 anzubieten, ist aber auf gute Zusammenarbeit angewiesen, um nicht von künftigen technischen Entwicklungen abgeschnitten zu werden. In der Vergangenheit waren sich beide Firmen über die vorgeblich mangelnde Unterstützung von Sun für Intels 64-Bit-Plattform "Itanium" erheblich in die Haare geraten.

Das Engagement von AMD dürfte nicht eben dazu angehalten sein, Intel wieder in Suns Arme zu treiben. Die entscheidende Frage ist wohl, ob die McNealy-Firma AMDs kommende 64-Bit-Chips unterstützen wird, die gleichzeitig abwärtskompatibel zu 32-Bit-Anwendungen sind und beide Modi auf einem Chip mit lediglich modifizierten Architektur-Unterschieden integrieren. Solaris 9 for x86 daran anzupassen ist definitiv mit weit weniger Aufwand verbunden als eine Portierung auf die komplett anders aufgebaute Itanium-Technik.

Wettersten gibt an, Sun ziele mit Solaris x86 vorerst ausschließlich auf das Einsteigersegment. Man beobachte zwar die Entwicklung im Highend, könne diese aber gegenwärtig nicht kommentieren. Kollege Lovell ergänzte, in Sachen 64-Bit-Computing stehe Sun voll hinter der Kombination Sparc/Solaris. Sollte es aber AMD gelingen, leistungsfähige 64-Bit-Prozessoren abzuliefern und sollte Sun in vier oder fünf Jahren eine Exit-Strategie aus dem Sparc-Markt benötigen, dann wäre nach Einschätzung von "Computerwire" AMD der logische Plattform-Partner. (tc)