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Sun bestätigt Datenbankpläne

11.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems will nun doch eine Datenbank in sein Java Enterprise System (JES) integrieren. Entsprechende Absichten bestätigte John Loiacono, Executive Vice President von Sun, gegenüber dem britischen Brancheninformationsdienst "Computergram". Die Pläne befänden sich jedoch noch in einem sehr frühen Stadium, dämpfte der Sun-Manager vorschnelle Erwartungen. Außerdem sei nicht geplant, gegen die großen Datenbankanbieter wie IBM und Oracle zu konkurrieren.

Die Spekulationen, Sun hege eigene Datenbankpläne, hatte in der vergangenen Woche kein anderer als Firmenchef Scott McNealy in die Welt gesetzt. Auf einem Treffen mit Analysten zeigte er eine Präsentation, auf der neben anderen Datenbanken eine "Sun DB" erwähnt war. Auf Nachfragen antwortete er nur, man solle nur abwarten. Während McNealy nicht weiter ins Detail ging, heizte Sun-President Jonathan Schwartz die Gerüchteküche weiter ein, indem er sich darüber ausließ, die Anwender von Open-Source-Software interessierten sich nicht nur für ein Betriebssystem, sondern auch für Datenbanken.

Loiacono zufolge benötige Sun eine eigene Datenbank aus zwei Gründen: zum einen, um Entwicklern ein einfaches integriertes basissystem zur Verfügung stellen zu können, und zum anderen als Embedded Database für das Betriebssystem Solaris und den Directory Server. "Wir sprechen hier von einem kleinen Datenbanksystem", relativierte er. Daher sei auch keine größere Akquisition geplant, um gegen die großen transaktionsorientierten Datenbanken anzutreten. Allerdings ließ sich Loiacono keine Informationen darüber entlocken, welches Produkt Sun in JES integrieren möchte. Er sagte lediglich, dass bis Mitte des Jahres eine Datenbank Bestandteil des Software-Stacks für Server sein soll.

Branchenbeobachter gehen davon aus, dass sich Sun für eine der Open-Source-Datenbanken wie "MySQL" oder "PostgreSQL" interessiert. Auch "Ingres", die Open-Source-Datenbank von Computer Associates, könnte ein Kandidat sein. CA bestätigte bisher lediglich, es gebe Gespräche mit Sun über eine Vereinheitlichung der eigenen "Trusted Open Source License" und Suns "Common Development and Distribution License".

Insider spekulieren derweil über Suns überraschende Datenbankambitionen. Obwohl Loiacono beteuert, nicht gegen Oracle antreten zu wollen, sehen viele Branchenbeobachter das sich abkühlende Verhältnis zwischen den beiden IT-Größen als möglichen Grund. Oracle hatte zuletzt seine Strategie enger an Linux angelehnt und innigere Beziehungen zu Dell angekündigt. Außerdem dürfte der Friedensschluss zwischen Sun und Microsoft im vergangenen Jahr Oracle-Chef Lawrence Ellison als erklärtem Erzfeind Microsofts sauer aufgestoßen sein. (ba)