Der Mainframe-Markt wird immer kleiner

Summit-Systeme von HDS und Comparex als 9121-Alternative

03.07.1992

LONDON (sc) - Der Anwender hat wieder einmal die Qual der Wahl: HDS und Comparex kündigen Summit-Mainfames der 9121- und 9021-Klasse an. Damit agieren die PCM Geschwister auch weiterhin als Konkurrenten am Markt - Stagnation in Japan verhindert Insidern zufolge die Klärung der Situation.

Anders als im Open-Systems-Markt läßt sich im Mainframe-Geschäft mit der Technologie-Trumpfkarte kein Stich mehr machen. Neuankündigungen von PCMern bieten meist die gleichen Features wie die Originalprodukte der IBM. So entsprechen die drei neuen High-end-Großsysteme von HDS und Comparex den 9021-Summit-Modellen von Big Blue.

Bei HDS tragen die Maschinen die Typenbezeichnungen "GX/8110", "GX/8220" und "GX/8320", Comparex nennt die Produkte "9/910" "9/922" und "9/932". Nach HDS-Angaben sind die Rechner kompatibel zur 9021-Architektur. Außerdem weist der Anbieter darauf hin, daß jetzt das Feature "DB2-Sort-Assistant" zum Standard gehört. Damit sollen sich Sortieraufgaben im DB2-Umfeld beschleunigen lassen. Sysplex-Unterstützung ist ebenfalls als Zusatz erhältlich. Als Liefertermin für die drei neuen Modelle sehen beide Konkurrenten das dritte Quartal 1992 vor.

Nicht blindlings folgen die ICMer der IBM-Strategie jedoch bei den im mittleren Mainframe-Bereich beginnenden "GX/6xxx"-(HDS) und "9/8xx"-Systemen (Comparex). Die Modellpalette umfaßt fünf Rechner, nämlich mit Uniprozessor mit dyadischen Prozessoren sowie mit Dreiwege- oder Vierwege-Multiprozessor. Die luftgekühlten Computer sind gegen die 9121-Familie sowie zum Teil auch gegen die 9021-Serie der Armonker positioniert. Anders als die 9121-Modelle von Mother Blue basieren die Hitachi-Systeme jedoch auf der gleichen Summit-Technologie und -Systemstruktur wie die Highend-Maschinen.

Sämtliche GX- und 9/xxx-Rechner, einschließlich der als 9121-Konkurrenz bezeichneten Systeme, unterstützen den Informationen zufolge ESA/370 und ESA/390 sowie in Verbindung mit der logischen Partitionierung (MLPF) S/370 und S/370 XA. Die Modelle GX/6115, GX/6210, GX/6215 beziehungsweise 9/815, 9/820 und 9/825 sollen im ersten Quartal 1993 auf den Markt kommen.

Die Versionen GX/6325, GX/ 6425 sowie die Comparex-Pendants 9/830 und 9/840 sind für das dritte Vierteljahr 1993 angekündigt. HDS zufolge gehört auch bei dieser Rechnerlinie DB2-Sort-Assistent zum Standard Optional können unter anderem das Sysplex-Timer-Attachment-Feature sowie das Escon-Extended-Distance-Feature erworben werden. Preislich wolle man sich trotz der Summit-Technologie an den 9121-Preisen der IBM orientieren, äußerte Alfred Simmet, Marketing-Manager der deutschen HDS-Niederlassung.

"Preise fallen wie noch nie"

Von einem positiven Geschäftsverlauf sprach HDS-Präsident und CEO Gary Moore auf der Ankündigung in der europäischen HDS-Zentrale bei London. So gab Moore für das abgelaufene Geschäftsjahr 1991/92, das am 31. März 1992 endete, Einnahmen von 1,4 Milliarden Dollar weltweit an, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von 40 Prozent entspricht. Die Europäer trugen dazu 520 Millionen Dollar bei. Zuwachsraten in dieser Größenordnung gehören dem Manager zufolge jedoch der Vergangenheit an. So rechnet Moore für 1992/93 nur noch mit einem Umsatzwachstum von weltweit 15 Prozent.

Brian Walker, Executive Vice-President und General Manager, machte kein Hehl daraus, daß auch HDS von der Schwäche im Mainframe-Markt betroffen sei. Der Ex-IBMer: "Die Preise fallen in den letzten Monaten so stark wie noch nie." Konnten die proprietären Hersteller vor Jahren noch für jeden verkauften Rechner stattliche Gewinne einstreichen, sind diese Zeiten jetzt vorbei. Früher habe die Marge im Mainframe-Geschäft 20 bis 25 Prozent betragen, heute liege sie bei zehn bis 15 Prozent, beklagte auch Simmet.

Über die Ertragssituation machte HDS-Boß Moore keine Angaben, mit dem Hinweis darauf, daß HDS als private Company nicht publizitätspflichtig sei - man arbeite rentabel. Ausgaben für Produktion, Forschung und Entwicklung fallen jedoch bei der reinen Vertriebsfirma HDS nicht an, diese Posten trägt die Muttergesellschaft Hitachi.

Doch Hitachi scheut angesichts der Rezession in Japan derzeit auch vor größeren Investitionen zurück. Insider vermuten, daß dies der Grund ist, warum der Konzern zögere, den Zusammenschluß der beiden europäischen Vertriebsfirmen Comparex und HDS voranzutreiben. Schon seit langem kursieren Gerüchte über eine mögliche Zusammenführung der beiden PCM-Anbieter, die sich in Europa mit den gleichen Rechnern gegenseitig Konkurrenz machen. Bisher gaben sich Comparex-Anteilseigner BASF und Hitachi über mögliche Verhandlungen bezüglich Comparex bedeckt. Immerhin war von Moore zu erfahren, daß Hitachi an der Klärung dieser Konkurrenzsituation interessiert sei.

Offen wurde es zwar nicht gesagt, doch auch bei HDS schielt man bereits in Richtung Unix, wenn auch sehr vorsichtig. So kommt Simmet zufolge im Herbst dieses Jahres ein Mainframe heraus, der sowohl das Unix-Betriebssystem OSF/1 als auch die Großrechner-Systemsoftware unterstützt. Der Rechner wird dann auch über Anschlußmöglichkeiten für Ethernet verfügen. Wie zu erfahren war, hat sich HDS für den Schritt in die Unix Welt mit HP auch bereits einen dort erfolgreichen Partner gesucht. Der PCM-Schiene wolle man aber treu bleiben, heißt es weiter. Der Unix Mainframe sei eher als Nischenprodukt positioniert.