Siemens-Mainframe nur für speicheraufwendige Vorgänge:

Südfleisch dezentralisiert mit CTM-Anlagen

11.01.1985

MÜNCHEN- Die Notwendigkeit, komplizierte Abrechnungsverfahren schnell über die Bühne zu bringen, führte bei der Südfleisch GmbH, München, zu einer partiellen Abkopplung vom eigenen Rechenzentrum. Nach der Implementierung der CTM-Mikrocomputer vom Typ 900 mußten aber nach Angaben des stellvertretenden EDV-Leiters Blaab zunächst einige Hindernisse überwunden werden. Hier sein Erfahrungsbericht.

Seit 1978 haben wir dezentral Anlagen der "mittleren Datentechnik" -von CTM installiert. Auf diese Art und Weise wurde die Zielvorstellung realisiert, unsere Geschäftsstellen weitgehend von unserem Rechenzentrum abzukoppeln. Nur für sehr speicheraufwendige Vorgänge nutzen wir weiterhin unseren Siemens-Mainframerechner. Darunter fallen zum Beispiel periodische Auswertungen, die OP (Offene-Posten-Verwaltung), das Mahnwesen und die Monats- sowie Jahresabschlüsse in der Buchhaltung. Andere Aufgaben - so die Lieferscheinschreibung, die Fakturierung im Verkauf und die Scheckschreibung für die Landwirte werden vor Ort erledigt, weil eine zentrale Verarbeitung zu aufwendig wäre.

Wenn zum Beispiel Markt ist, dann stehen auf einmal Hunderte von Landwirten da, die in der Frühe ihre Tiere geliefert und mittags ihren Scheck haben wollen beziehungsweise ihre Abrechnung über das geschlachtete Tier. Hier wäre es unmöglich, die Daten nur vor Ort zu erfassen, dann in die Münchner Zentrale zu überspielen und hier zu verarbeiten. In so einem Falle hätten die Landwirte kein Geschäft mehr machen können; sie wären zur Konkurrenz abgewandert, die ihr gleich den Scheck in die Hand drückt.

Ausschlaggebend für die Dezentralisierung war auch die Tatsache, daß die Abrechnungsverfahren für die Landwirte sehr kompliziert sind und man dabei sehr viele Ausnahmen und Unterschiede berücksichtigen muß. Man konnte in diesem Bereich die Programme nicht unter einen Hut bringen. Hinzu kam auch noch, daß die Struktur unseres Rechners die zentrale Abwicklung aller Aufgaben gar nicht erlaubt.

Alle dezentral erfaßten Daten, die wir für die Massendatenverwaltung benötigen, werden bei uns momentan per Wahlleitungsnetz der Bundespost an die Zentrale überspielt und stehen am nächsten Morgen wieder zur Verfügung.

Mit CTM haben wir die richtige Wahl getroffen, dennoch stellten sich anfänglich beträchtliche Schwierigkeiten ein, doch das ist wohl bei einem Projekt, das sich auf Millionen beläuft, gang und gebe. Zum einen hatten wir monatelang Probleme mit dem Betriebssystem, die aber von dem Hersteller behoben wurden.

Zum zweiten klappte es mit der Programmierung der Anwendungssoftware zunächst nicht. CTM war damals ganz offensichtlich von den an sie gestellten Aufgaben überfordert beziehungsweise hat die ganze Sache mit den schwierigen Abrechnungsverfahren viel zu leicht gesehen. Darum sind wir inzwischen auch dazu übergegangen, nur noch mit eigenen Programmierern zu arbeiten.