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Internet-Trend

Suchmaschinenwerbung schlägt Werbebanner

08.09.2008
Von pte pte
Online-Textwerbung zieht den Display-Ads davon. Der Konkurrenzkampf zeigt sich auch im US-Wahlkampf.

Nach Jahren des Patts ist bei der Onlinewerbung nun ein deutlicher Trend ablesbar. Mit sogenannten Search Ads wird man in Zukunft das große Geld im World Wide Web verdienen können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle US-Studie. Demnach ist der Internetwerbemarkt in den USA im zweiten Quartal um 20 Prozent gewachsen. Ein Großteil entfällt dabei aber auf den Bereich der Search Ads. Nach Ansicht von Analysten wird man mit diesen Suchmaschinenwerbeanzeigen, wie sie etwa Google anbietet, 2008 mehr als zehn Milliarden Dollar verdienen. Für die klassischen Display Ads, bei denen Logos, Fotos oder Schriftzüge platziert werden, wird von nicht einmal halb so viel ausgegangen.

Die Auseinandersetzung zwischen Search und Display Ads schlägt sich auch im US-Präsidentenwahlkampf nieder. Denn dort setzt Demokrat Barack Obama auf einen massiven Einsatz der Display Ads. Mehr als 240.000 Zugriffe konnte seine Kampagnen-Homepage so alleine im Juni verbuchen. Seit Anfang des Jahres waren es durchschnittlich gut 90.000. "Obamas Werbung ist überwiegend mit positiven Aussagen belegt, die darauf ausgelegt sind, seine Kampagne bekannter zu machen", erläutert Andrew Lipsman, Senioranalyst bei ComScore. Sein Konkurrent McCain setzt hingegen auf die Suchmaschinenwerbung. Wie Nielsen herausfand, habe der Republikaner im Juli mehr als 15 Millionen Search Ad Impressions gehabt. Obama kam hierbei auf nur gut eine Million.

Die Reaktionen auf die Zahlen ließ aus beiden Lagern nicht lange auf sich warten. So warf Obamas Wahlkampfteam Nielsen vor, sie würden die Suchkriterien zu eng auslegen. Wenn man danach ginge, wie viele Textwerbungen angezeigt werden, hätte Obama 20 Mal mehr Zugriffe. McCain ließ verkünden, dass er sich mit seiner Strategie auf dem richtigen Weg sehe. So erwartbar die Schönrechnerei der Zahlen war, so klar scheint auch die Begründung für die unterschiedlichen Strategien. "McCain wirbt in seiner Kampagne viel stärker mit verschiedenen Inhalten und nicht so stark für die Kampagne an sich. Dies lässt sich mit Textwerbung besser machen", meint ein Wahlkampfexperte.

Dennoch scheint zumindest im Internet der Kampf um das Weiße Haus entschieden zu sein. Wie das US-Technologie-Magazin "Technology Review" berichtet, hat Obama es durch seine innovative Internetkampagne geschafft, vor allem viele junge Wähler an sich zu binden. "Der Wahlkampf über neue Medien wie das Internet hat enormes Potenzial", erklärt Mirela Isic vom Centrum für angewandte Politikforschung der Universität München gegenüber pressetext. Und dies habe Obama frühzeitig erkannt. "Obama hat sich im aktuellen US-Präsidentschaftswahlkampf als Medien-Star profilieren können", erklärt Hans-Georg Wehling, Professor für Politikwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen, im Gespräch mit pressetext. Dass der demokratische Kandidat ein wahres PR-Talent sei, habe sich auch in Deutschland bereits deutlich gezeigt. (pte)