Studieren am Hasso-Plattner-Institut

05.07.2002
Von in Alexandra

Letztere können Studenten schon vor ihrem ersten Semester am HPI unter Beweis stellen und sich so das Entree am Institut sichern: Jeder Bewerber muss in einem kleinen Aufsatz begründen, warum er ausgerechnet hier studieren möchte. "Für manche stellt das schon eine gewisse Hürde dar. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Studenten, die sich bewusst für das HPI entschieden haben, die Besten sind", erzählt Wendt. 40 Prozent der jährlich etwa 80 Studienplätze werden zudem über die Abiturnote vergeben. Für die Auswahl zählen aber nur die Zensuren in Mathematik (50 Prozent), Deutsch und Englisch (jeweils 25 Prozent). Zugleich bietet das Institut Beratungsgespräche an, in denen sich die Interessenten über den neuen Studiengang ausführlich informieren können.

Eine Frage der Kommunikation

Programmierkenntnisse sind dagegen keine Voraussetzung, eher im Gegenteil. "Dem begeisterten Entwickler muss ich erst klar machen, dass Algorithmen zwar wichtig sind, aber nie unser Denken bestimmen dürfen. Der Flugzeugingenieur richtet sein Denken auch nicht an einer einzelnen Schraube aus. An erster Stelle muss immer das Bild, die Komposition stehen", sagt Wendt. Er kämpft dafür, Tugenden, die in den Ingenieurwissenschaften selbstverständlich sind, auch in der IT-Welt zu etablieren. So spricht er in seinen Vorlesungen immer wieder über Kommunikation und Didaktik und schärft den Studenten ein, dass sie Softwareprogramme nicht für sich allein schreiben, sondern ihre Mitmenschen miteinzubeziehen haben.

Darum müssen die HPI-Studenten Software erst lesen und erkennen lernen, was ein gutes Programm ausmacht, bevor sie selbst entwickeln. Im Mittelpunkt der Ausbildung stehen die übergeordneten Konstruktionspläne für Softwaresyteme, die einheitlich und jederzeit nachvollziehbar sind. Die Modellierung steht im Unterschied zum klassischen Informatikstudium schon in den ersten Semestern auf dem Stundenplan. In Vorlesungen lernen die Studenten Darstellungstechniken wie die Petri-Netze kennen, in Projektgruppen versuchen sie sich dann an der Modellierung eines so komplexen Systems wie dem Apache Webserver.

Der inhaltliche Anspruch ist hoch, der Zeitaufwand groß. Hübner und seine Kommilitonin Tina Richter investieren durchschnittlich 60 Stunden in der Woche für das Studium. "Jedes Fach schließt mit einer Klausur ab, manchmal sind es sogar zwei", erzählt die 24-Jährige, die zur ersten Generation der HPI-Studenten und zu den insgesamt zwölf Frauen am Institut gehört. Damals hat sie sich spontan für das Studium am HPI entschieden, obwohl sie noch "keine konkreten Vorstellungen" hatte.

Ein Auslandspraktikum in Bratislava hat Richter aber bestätigt, wie richtig ihre Entscheidung war und wie wichtig der Durchblick bei Softwaresystemen ist: So musste die Firma in Bratislava ihr Softwareprogramm nach 15 Jahren wegwerfen, nachdem es etliche Male erweitert wurde und keiner mehr den Überblick hatte.

Am HPI finden die Studenten ideale Rahmenbedingungen vor, seit das Institut in den im Herbst 2001 fertiggestellten Neubau nahe des Potsdamer Griebnitzsees zog: Die Hörsäle sind dank einer Glasfront lichtdurchflutet, die Übungsräume mit insgesamt 90 modernen Rechnern inklusive Flachbildschirmen gut bestückt, die Stühle bequem gepolstert und die Bibliothek der Universität Potsdam nur fünf Schritte entfernt. Gedacht haben die Planer auch an Rückzugsorte wie einen geschützten Lesehof sowie Begegnungsstätten für Studenten und Dozenten: Unmittelbar in der Nähe der Arbeitszimmer der Hochschullehrer finden sich Teeküchen und kleine Sitzgruppen, an denen sie sich mit ihren Studenten zusammensetzen können.

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