Studie zeigt Situation der selbstaendigen Datenverarbeiter auf Viele Freiberufler leben noch immer von der Hand in den Mund

14.04.1995

NUERNBERG (CW) - Freiberufler in der DV und Telekommunikation sind mit ihrer Berufssituation insgesamt zufrieden, auch wenn die Auftragslage nicht immer positiv bewertet wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Februar 1995 von der Nuernberger NAA Infokom GmbH und der Universitaet Bamberg durchgefuehrt wurde.

Die Studie "Selbstvermarktung der Freiberufler in Informationstechnik und Telekommunikation" belegt laut NAA Infokomm, dass die geschaetzten 10000 freiberuflich taetigen DV- Experten von den aktuellen wirtschaftlichen Trends profitieren. So lagerten immer mehr Unternehmen betriebliche Funktionen aus, um mit diesem Outsourcing flexibel und "schlank" zu bleiben beziehungsweise zu werden. Darueber hinaus erleichtere die anspringende Konjunktur den Schritt in die Selbstaendigkeit.

Dies gelte eindeutig auch fuer die Software-Entwicklung, weiss Lothar Bittner, Geschaeftsfuehrer der NAA Infokom und Mitherausgeber der Studie. "Unternehmen behalten eine Kernbelegschaft und versuchen in Zeiten guter Konjunktur, zusaetzlich mit Freiberuflern ueber die Runden zu kommen", so seine Erfahrung. Als Beispiel nennt Bittner einen Grossbetrieb, der mit etwa 1000 festangestellten Entwicklern arbeitet und zusaetzlich regelmaessig 600 bis 900 Freiberufler im Einsatz hat.

Das Arbeitsumfeld ohne Chef wird der Studie zufolge fast immer positiv bewertet. Mit Blick auf die eigene Auftragslage sind indes immerhin 15 Prozent der 1700 Befragten unzufrieden. 80 Prozent erwarten fuer die Zukunft eine Verbesserung. Diese positive Perspektive kann jedoch ein grundsaetzliches Problem nicht ueberdecken: Viele DV-Freiberufler, so das Ergebnis der Umfrage, leben quasi von der Hand in den Mund.

Die Studie kommt darueber hinaus zu dem Schluss, dass eine grosse Schwachstelle bei den Selbstaendigen in der Selbstvermarktung liegt. So betrieben die wenigsten konsequent und systematisch Akquisition in eigener Sache. Die Initiative fuer neue Auftraege gehe meist von den Kunden aus, die unter anderem aufgrund von Empfehlungen an die Freiberufler herantraeten. Diese erkannten ihre Vermarktungsschwaeche durchaus: Befragt nach ihren schwierigsten Problemen, nannten sie am haeufigsten die Gewinnung von Neukunden und als zweites die Faehigkeit, den Markt richtig einzuschaetzen.

Fuer Bittner kommt dieses Ergebnis wenig ueberraschend. In der Regel, so der Nuernberger Manager, erhalte der Freiberufler von seinem Ex-Arbeitgeber einen Auftrag, von dem er eine Zeitlang gut leben kann. Auch Folgeauftraege ergaeben sich oft aus diesem Erstgeschaeft oder durch "Fluesterpropaganda". So lerne der Selbstaendige nicht das Akquirieren von Neuauftraegen. Die Untersuchung, darauf weist Bittner hin, baut auf der im Rahmen der CW-Edition erschienenen Studie "Freiberufler in der Datenverarbeitung" auf, so dass Themen wie Honorare oder Arbeitsbedingungen nicht behandelt werden.

Der Studie, die voraussichtlich ab Ende April 1995 erhaeltlich ist, sind Checklisten sowie Tips fuer den erfolgreichen Vertrieb der Freiberuflerdienstleistung beigefuegt. Die Untersuchung kann zum Preis von 112,70 Mark plus Versandkosten bei der NAA Infokom bezogen werden.

Informationen: NAA Nuernberger Akademie fuer Absatzwirtschaft in Informationstechnik und Telekommunikation GmbH i.Gr., Bucher Strasse 43, 90419 Nuernberg, Telefon 09 11/370 33, Telefax 09 11/33 34 69.