Studie über CAD - Systeme auf 32 - Bit - PC - Basis:Marktexplosion lockt US - Hersteller an

20.03.1987

SUDBURY (pi) - Ein geradezu märchenhaftes Wachstum bei PC - gestützten CAD -Produkten, besonders im 32 - Bit - Sektor, ist für die nächsten Jahre in Europa zu erwarten. Für US - Anbieter ist dies ein guter Grund, ihre Aufmerksamkeit auf den Alten Kontinent zu richten. Eine amerikanische Marktstudie kommt zu interessanten Ergebnissen.

Die Studie, gemeinsam erstellt vom US - Marktforschungsinstitut Technology & Business Communications und der niederländischen Beratungsfirma JJ & J Consultants, prognostiziert für 32 - Bit - Systeme eine Wachstumsrate von 189 Prozent in 1987, die sich bis 1991 auf immerhin noch 61 Prozent verringern soll. Dieses Wachstum werde in erster Linie auf den erwarteten Durchbruch der 80386 - Systeme zurückzuführen sein. Zum Vergleich: 16 - Bit - Geräte - also in erster Linie Maschinen der PC - und AT -Klassen - legen in diesem Jahr noch 43 Prozent zu. Für das Jahr 1991 sieht die Studie jedoch einen Umsatzrückgang von 28 Prozent auf Händler und Hersteller zukommen. Bei alledem schluckt Europa derzeit etwa 30 Prozent der Weltproduktion in diesem Sektor. Was die Sache aus amerikanischer Sicht erst richtig interessant macht, ist der Umstand, daß der europäische CAD - Markt weit schneller wachsen wird als der weltweite Durchschnitt.

"Vergessen Sie Marketing - Techniken, die in Amerika und Japan funktioniert haben!", warnen die Autoren der Studie amerikanische Anbieter, die nun glauben, es genüge, erprobte Rezepte aus der Schublade zu ziehen, um sich einen Platz an der Futterkrippe zu sichern. Sie stellen fest, daß der europäische Markt keine einheitliche Struktur aufweise, sondern von Land zu Land seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folge. Um einen Fuß in die Tür zu bekommen, sei es daher erforderlich, zunächst einmal Mißtrauen ab - und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Außerdem legt die Studie den Anbietern nahe, mehr auf die Bedürfnisse der Anwender zu achten. So sei es, besonders in großen Unternehmen ein Muß, daß die PCs in der Lage sind, mit den vorhandenen Mainframes zu kommunizieren. Auch Fernkommunikationsfähigkeiten über Telefonleitungen werden künftig stärker verlangt werden. Weitere wichtige Leistungsmerkmale ortet die Studie in der Fähigkeit zur Erstellung von Dokumentationen. Ebenso sei dem Information - Retrieval -Verhalten verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen.

Als Haupteinsatzgebiete für PCs in CAD - Applikationen nennen die Marktforscher sechs Bereiche, nämlich mechanische Konstruktion, Erstellung elektrischer und elektronischer Schaltpläne, Architektur und Tiefbau, Anlagenbau, Leiterplatten - Layout und Vermessungswesen. Dabei fallen den PCs vorwiegend Aufgaben zu wie Variantenkonstruktion und Modellpflege. Für Konzeptionserstellung und Testen findet die Studie diese Rechnerklasse hingegen nicht voll tauglich, weshalb auch nur vereinzelt mit einer diesbezüglichen Nachfrage zu rechnen sein werde.

Bei weiter fallenden PC - Preisen, so konstatieren die Marktbeobachter weiter, sei die meiste Innovationsarbeit in das Distributionssystem dieser Rechnerklasse zu stecken. Das sei nämlich gegenwärtig noch "Niemandsland" mit entsprechend niedriger Qualität hinsichtlich Marketing und Support. Kein Lob ernten folglich die Händler: "Nicht alle sind voll mit den Systemen vertraut, die sie verkaufen", urteilen die Experten.

Hinsichtlich der Hardware bezeichnen die Autoren den europäischen Markt als noch "weit offen". Anders bei der Software: Bereits an die 150 Anbieter, davon allein 81 mit Mechanik - Paketen, drängeln sich um den hierfür laut Studie "noch nicht ausreichend entwickelten" Markt. Aus diesem Grund erwarten sie denn auch einen "Shakeout" im Laufe der kommenden drei Jahre. Der 119 Seiten umfassende Bericht enthält eine Auflistung wichtiger Softwareanbieter mit Kommentaren darüber, wer nach dem Urteil der Auguren Überlebenschancen hat und warum.