Auswirkungen durch das Jahr-2000-Problem?

Studie sieht Defizite bei der Softwarequalität

29.10.1999
FRAMINGHAM (IDG) - Nach der Jahr-2000-Umstellung könnten neue Probleme auf die IT-Abteilungen in Unternehmen zukommen. Laut einer aktuellen Studie der Meta Group sei firmenintern entwickelter Code inzwischen fehlerverseucht, da die sonst üblichen Kontrollen wegen des Jahr-2000-Problems reduziert wurden.

Mehr als die Hälfte aller Großunternehmen hätten ihre Teams zur Qualitätssicherung von selbstentwickelter Software aufgelöst und auf das Jahr-2000-Problem angesetzt, so die Analysten. Als künftige Entwicklung sei darüber hinaus absehbar, daß die Firmen ihre Codewächter auch nach der Datumsumstellung nicht wieder in die alte Position zurückbeordern, sondern sie anderweitig einsetzen. Dadurch werde die Fehlerrate in Applikationen weiter ansteigen.

Besonders betroffen von der Entwicklung seien prozedurale Programme, die beispielsweise in Cobol geschrieben sind. Im Gegensatz dazu ist objektorientierte Software nach Meinung der Spezialisten von der Meta Group weit weniger anfällig gegen Flüchtigkeitsfehler im Code. E-Commerce-Anwendungen hingegen, so Meta-Analyst Malcolm Slovin, bergen ein großes Risiko, da hier in der Regel "kaum Zeit für die Dokumentation und das Testen" in den Entwicklungszyklen aufgewendet wird.

Die Konkurrenz der Meta Group vertritt allerdings eine andere Auffassung: "Die Fehlerquellen sind sehr gering und treten vornehmlich isoliert auf," so Lou Marcoccio, Chef der Jahr-2000-Analyse von Gartner. Und John Burns, IT-Manager der Imperial Bank of Commerce im kanadischen Toronto, sieht sogar Vorteile durch die Jahr-2000-Umstellung: "Da die Tester in den Datumsprojekten viele Erfahrungen gesammelt haben, sind sie besser für ihre neuen Aufgaben gerüstet."