Vor allem Großunternehmen profitieren

Studie: Open Source entlastet IT-Budgets

16.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Deutsche Unternehmen können mit dem Einsatz von Open-Source-Software zum Teil erhebliche IT-Kosten einsparen. Zu diesem Ergebnis kommt die Schweizer Marktforschungsfirma Soreon Research in einer aktuellen Studie. Für kleinere und mittlere Betriebe ergäben sich dagegen nur geringe Vorteile.

Im Server-Bereich sparen Großunternehmen dem Bericht zufolge bis zu 30 Prozent, wenn sie etwa von Windows auf Linux migrieren. Der Ersatz von Microsoft Office durch das quelloffene Paket Open Office führe in einem "Millionen-Euro-Budget" zu einer Kostensenkung von 20 Prozent. IT-Verantwortliche, die statt proprietärer Datenbanksoftware auf entsprechende Open-Source-Produkte setzen, könnten die Aufwendungen um ein Viertel drücken. Ähnlich hoch falle der Kostenvorteil beim Einsatz von Content-Management-Software (CMS) aus der Community aus.

Soreon führte eigenen Angaben zufolge 50 Tiefeninterviews mit deutschen Unternehmen und recherchierte Preise bei rund 30 deutschen Softwarehändlern, Systemhäusern und Schulungsanbietern. Da-raus ermittelten die Marktforscher detaillierte TCO-Berechnungen (Total Cost of Ownership), in die auch Daten zu Gehältern, Schulungs- und Lizenzkosten einflossen.

In einer Modellrechnung über drei Jahre spare ein Großunternehmen mit 2000 Arbeitsplätzen 525000 Euro für Büroanwendungen.

Der größte Teil der Summen sei auf den Wegfall von Lizenzkosten zurückzuführen. Die Einführungskosten fielen für Open Source zwar teilweise etwas höher aus, so die Studie. Im laufenden Betrieb hingegen lägen die offenen Softwareprodukte gleichauf oder verursachten geringere Kosten als proprietäre Systeme.

Weniger positiv fällt die Untersuchung für kleine und mittlere Unternehmen aus. So könne ein Betrieb mit zehn Arbeitsplätzen seine IT-Kosten durch den Einsatz von Open-Source-Software lediglich um zwei Prozent senken. Selbst Organisationen mit 100 Arbeitsplätzen kommen nur auf Einsparungen von sechs Prozent im Server-Bereich und sieben Prozent bei Büroanwendungen. Grund dafür sei mangelndes internes Know-how für Open-Source-Produkte, das die Betriebe teuer einkaufen müssten.

In zahlreichen Firmen entstehe "eine Koalition aus Finanzverantwortlichen und Open-Source-Befürwortern", beobachtet Steffen Binder, Research-Direktor der Eidgenossen. Der Hinweis auf die schlechtere Funktionalität von quelloffener Software zähle in den Augen der Finanzchefs wenig.

Hersteller proprietärer Software müssten auf den zunehmenden Druck durch Open Source mit deutlichen Preissenkungen für Lizenzen und Support reagieren, kommentieren die Experten.

Soreon Research mit Hauptsitz im schweizerischen Kreuzlingen bezeichnet sich selbst als unabhängiges Marktforschungsunternehmen, das keine Auftragsstudien für Unternehmen, Banken oder Investmenthäuser anfertige. Geschäftsführer ist der ehemalige Forrester-Analyst Christian Lipski. Er gründete die Firma im Januar 2003 gemeinsam mit Steffen Binder, vormals Geschäftsführer der Forrester Research GmbH Deutschland, Schweiz und Österreich. (wh)

Forrester: Linux verdrängt Wintel und Unix

Linux hat einen Reifegrad erreicht, der für die meisten Unternehmensanwendungen auf Standardhardware ausreicht. Das konstatiert der US-amerikanische Marktforscher Forrester Research in seinem Bericht "The Linux Tipping Point". Nach den guten Erfahrungen im Bereich der Web-Dienste planten deshalb viele Organisationen, künftig vermehrt auch Applikationen und Datenbanken unter dem quelloffenen Betriebssystem zu betreiben.

Die Analysten stützen sich auf eine Befragung von 50 nordamerikanischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar, die bereits Erfahrungen mit Linux gesammelt haben. 72 Prozent der interviewten IT-Manager wollen den Einsatz von Open-Source-Software im Jahr 2004 ausweiten. Dabei würden in erster Linie Intel-basierende Server unter Windows ersetzt, aber auch Sun-Rechner mit dem Solaris-Betriebssystem (siehe Grafik Seite 1, "Alternative Linux" ).

Die größten Sorgen hinsichtlich eines Linux-Einsatzes bereitet den CIOs das Thema Support. Fast die Hälfte der Befragten äußerte sich kritisch, als es um die Frage nach entsprechenden Enterprise-Angeboten ging.

Abb: Alternative Linux

Der Trend zu Open-Source-Software geht vor allem zu Lasten von Microsoft und Sun, hat der US-amerikanische Marktforscher Forrester ermittelt. Quelle: Forrester Research