Studie: Onshoring ist eine Ergänzung zum Offshoring

20.08.2007
Eine US-Studie empfiehlt das Outsourcing von IT-Aufgaben in ländliche Gegenden.

Das Outsourcing von IT-Services innerhalb der Landesgrenzen ist vor allem für öffentliche Auftraggeber ein probates Mittel, ihre IT-Kosten zu senken. Das schreibt die ITAA (Information Technology Association of America) in ihrer aktuellen Studie "Lower Cost Domestic Sourcing: A Niche Opportunity for the US". Der Branchenverband der IT-Industrie in den USA betont, dass das Global Sourcing von IT-Diensten für viele US-Unternehmen ein Schlüsselelement in ihrer IT-Strategie ist. Dies sei auch nötig, um im weltweiten Wettbewerb bestehen zu können. Immerhin böte das Offshoring Einsparmöglichkeiten von 20 bis 40 Prozent. Um die in den USA zum Teil hitzig geführte Debatte um den Ausverkauf des heimischen IT-Know-hows durch das Offshoring etwas zu entspannen, möchte die ITAA der Frage nachgehen: Gibt es eine Nische für Sourcing-Modelle im heimischen Niedriglohn-Sektor?

30 Prozent Einsparpotenzial im Land

Interessant ist eine Antwort auf diese Frage für solche Service-Provider, die vornehmlich für die öffentliche Hand arbeiten. Sie haben zum Teil nur beschränkte Möglichkeiten Arbeiten ins Ausland zu transferieren, sei es aus politischen, sicherheitsrelevanten oder datenschutzrechtlichen Gründen. Im Vergleich zu den so genannten Tier-1-Hubs (das sind Hochlohnregionen wie das Silicon Valley in Kalifornien) lassen sich IT-Dienstleistungen in kleineren Städten und ländlichen Gegenden um bis zu 30 Prozent günstiger betreiben. Ziel der Studie ist es, allen Interessierten für ihre Planungen in dem kommenden drei bis zehn Jahren Hilfestellung zu bieten.

Außer Frage steht demnach, dass das Global Delivery Modell, also der weltweite Einkauf beziehungsweise die weltweite Herstellung von IT-Dienstleistungen, die Wettbewerbsfähigkeit sichert. Obwohl der Lohnkostenvorteil der Offshore-Regionen schwindet, wird er in den kommenden 20 Jahren halten.

Der Mangel an heimische IT-Kräften fördert das Offshoring

Zumal die Niedriglohnländer auf den Trend steigender Kosten im eigenen Land reagieren und ihrerseits Aufgaben verlagern. Außerdem wächst die Konkurrenz der Länder untereinander. Absehbar ist, dass sich beispielsweise Regionen und Länder mit Spezial-Know-how für bestimmte Aufgaben herausbilden.

Das deckt sich mit einer weiteren Erkenntnis der Studie. Unternehmen, die Offshore-Services beziehen, ändern zunehmend ihre Sourcing-Strategie. Die Dienste werden nicht allein aus Kostengründen in Anspruch genommen. 70 Prozent der im Rahmen der Erhebung befragten Unternehmen sagten, dass sie Offshore-Services beziehen, weil sie den Zugriff auf Spezialisten benötigen. 77 Prozent räumten sogar ein, dass sie den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in den USA für die größte Herausforderung im Personal-Management halten. Verschärft wird das Problem dadurch, dass die Generation der Baby-Boomer langsam dem Ruhstand entgegensteuert. Je weniger gut ausgebildete einheimische Arbeitskräfte der IT-Wirtschaft zur Verfügung stehen, desto mehr Arbeiten werden ins Ausland verlagert.

Dennoch bleibt der IT-Betrieb im Lande (Onshoring) ein wichtiger und integraler Bestandteil im IT-Service-Sourcing. Behörden und halbregulierte Branchen können Arbeiten nicht ins Ausland auslagern, etwa aus Gründen des Datenschutzes. Auch kleine und mittlere Unternehmen haben nicht den Bedarf, der eine Verlagerung von IT-Arbeit rechtfertigen würde. Last, but not least gibt es IT-Aufgaben, die sich nicht zum Offshoring eignen. Die ITAA registriert eine wachsende Zahl von Unternehmen, die das Lower-Cost-Domestic-Sourcing (LCD-Sourcing) als Alternative entdeckt haben und in heimischen Niedriglohngegenden Rechenzentren und Call-Center betreiben. Vor dem Hintergrund knapper IT-Budgets und steigenden IT-Service-Bedarfs ist das LCD-Sourcing eine Notwendigkeit für die öffentliche Hand, so die ITAA.

Die Organisation empfiehlt daher den US-amerikanischen Entscheidungsträgern, den Markt für heimische IT-Arbeitskräfte zu unterstützen. Den regionalen Verantwortlichen schreibt die ITAA darüber hinaus ins Pflichtenheft, die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Investitionen in IT-Servicezentren zu schaffen. (jha)

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