Studie: Offshoring kostet keine Arbeitsplätze

12.01.2007
Beim Aufbau von Entwicklungsteams in Niedriglohnländern geht es den Firmen vor allem um Wachstum.

Die Schaffung von Entwicklerjobs in Niedriglohnländern kostet keine Arbeitsplätze im Heimatland. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Branchenverbands Software & Information Industry Association (SIIA) und der indischen Firma Symphony Services, für die 114 US-amerikanische Softwarefirmen befragt wurden.

Demnach sehen die rund 60 Prozent der Unternehmen, die derzeit Programmierer in Offshore-Regionen beschäftigen, nicht Kostensenkung, sondern Wachstum als wichtigstes Motiv an. 84 Prozent der Befragten nannten diesen Aspekt als "entscheidend" oder "sehr wichtig". Kostenvorteile landeten mit 80 Prozent an zweiter Stelle. Aber auch Faktoren wie die Verkürzung der Marktzeiten, die Erhöhung der Produktivität und die Expansion in neue Märkte gelten mit mehr als 70 Prozent der Nennungen als bedeutende Gründe.

Insgesamt ist die Einstellung der Softwarehersteller gegenüber dem Offshoring überwiegend positiv. So bezeichneten zwei Drittel der Befragten ihre Erfahrungen an den ausländischen Standorten als gut, und 90 Prozent von ihnen haben ihre Ziele weitgehend erreicht. Als erfreulich erwies sich laut Studie vor allem die Qualität der offshore erbrachten Arbeit: 65 Prozent der Firmen beurteilten die Ergebnisse als "überdurchschnittlich". Nur drei Prozent hatten hier etwas auszusetzen. Unterm Strich konnten 73 Prozent der Unternehmen durch Offshoring ihren Gewinn erhöhen.

Wegen der Anlaufschwierigkeiten im Ausland fielen die Produktivitätszugewinne allerdings niedriger aus als geplant. So gaben 32 Prozent der Befragten an, dass sie wegen der unterschiedlichen Zeitzonen und kulturellen Differenzen beziehungsweise wegen fehlender Erfahrungen mit dem Management über Ländergrenzen hinweg Abstriche in Kauf nehmen mussten. Die größten Probleme (36 Prozent der Nennungen) bereiteten die Logistik und Koordination zwischen Offshore- und Heimatland.

Von den 40 Prozent der befragten Softwareanbieter, die noch kein Offshoring betreiben, wollen fast drei Viertel dies innerhalb der nächsten 18 Monate nachholen. Für zehn Prozent kommt die Softwareentwicklung in Niedriglohnländern nicht in Frage, und acht Prozent wollen ihre Offshore-Aktivitäten wieder zurückholen – hauptsächlich wegen Problemen, die aus Kontrollverlusten resultieren.

Bei den zunehmenden Offshoring-Bemühungen der Unternehmen handelt es sich in der Regel nicht um die Substitution von Arbeitsplätzen im Heimatland, fasste David Thomas, Executive Director der SIIA, die Ergebnisse zusammen. "Bei fast allen Softwareherstellern geht es nicht darum, Jobs zu verlagern, sondern darum, zu expandieren." Angesichts des Mangels an Entwicklern in den USA hätten die Unternehmen auch gar keine andere Wahl, als ins Ausland auszuweichen. (sp)