Studie: Europäische Manager sind zu optimistisch

Studie: Europäische Manager sind zu optimistisch Web-Handel: Noch mehr Wunsch als Wirklichkeit

03.04.1998

Für die erste Studie ("Europe's Internet Growth") des neugegründeten Forrester European Research Center mit Sitz in Amsterdam haben die Analysten Manager aus 95 europäischen Betrieben verschiedener Branchen zu ihren Erwartungen an das Web-Wachstum befragt.

Nahezu drei Viertel der Führungskräfte waren davon überzeugt, daß Europa bis zum Jahr 2001 zu den USA aufschließen werde.Sie erwarten in diesem Zeitraum sogar eine fünfzehnfache Steigerung der Einnahmen im Online-Business.Drei Gründe seien für diesen Optimismus ausschlaggebend, so Forrester.Zum einen will die überwiegende Mehrheit der Unternehmen ihr Web-Engagement auf Transak- tionsmöglichkeiten ausweiten.Weiterhin vertrauen die Manager auf die Unterstützung der Politiker.Die Einführung des Euro und das Votum der EU gegen Internet-Steuern würden dem Electronic Commerce einen Wachstumsschub verleihen.Schließlich glauben die Befragten an eine rasche Überwindung solcher Hürden wie langsame Telekommunikations-Deregulierung, Technologiefeindlichkeit und ungenügende Infrastruktur.

Im Vergleich mit neutralen Quellen attestieren die Forrester-Analysten den Managern eine gewisse Blauäugigkeit.Von der immer noch geringen PC-Durchdringung in Europa bis zur Debatte über sichere Online-Transaktionen gebe es zahlreiche Stolpersteine.

Vor allem schreite die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes zu langsam voran.Der Internet-Zugang in Europa sei immer noch um Längen teurer als in den USA.Daran wird sich nach Ansicht der Forrester-Experten vorerst auch nichts ändern, da es an Bandbreite fehle und die Anbieter sich im Kampf untereinander verzetteln.Daher werde die Zahl der Online-Nutzer bis zum Jahr 2001 lediglich auf 53,2 Millionen Nutzer anwachsen.Das entspricht einer Durchdringung von 13 Prozent - im Vergleich zu 34 Prozent in den USA.Die Regierungen hätten bei hoher Arbeitslosigkeit und der Vorbereitung auf den Euro zudem andere Sorgen als die Unterstützung des Electronic Commerce.

Außerdem sind viele Unternehmen nach Ansicht der Analysten nur mangelhaft auf ein Wachstum des Web-Handels vorbereitet.Es fehle in Europa an Know-how und personeller Ausstattung.Zwar dürfen sich die Vorreiter im Online-Geschäft mit einem prognostizierten Volumen von 64,4 Milliarden Dollar im Jahr 2001 auf eine langsame Annährung an amerikanische Werte von 206,8 Milliarden Dollar freuen.Der Pro- Kopf-Einkauf via Internet liegt in Europa mit 1,217 Dollar dann allerdings immer noch nur halb so hoch wie in den USA.In den nächsten drei Jahren habe die europäische Industrie ein hartes Stück Arbeit vor sich, um den eigenen Erwartungen an das Internet-Wachstum zu genügen.

Das größte Potential bescheinigen die Analysten dem Business-to-Business-Bereich, während Einzelhandel und Inhalteanbieter mit langsamen Fortschritten rechnen müssen.Die stärksten Wachstumsmärkte werden Deutschland und Großbritannien sein, gefolgt von Frankreich.Skandinavien werde auch weiterhin aufgrund seiner guten Rahmenbedingungen als eine Art Testlabor für Electronic Commerce fungieren.