Medizingerät

Studie: Apple Watch erkennt Vorhofflimmern

12.05.2017
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Einen Herzinfarkt erkennen, bevor er passiert? Das könnte in einer bedeutenden Anzahl von Fällen mit der Hilfe der Apple Wach tatsächlich geschehen.

Die Apple Watch hat nachweislich schon einige Leben gerettet, in den berichteten Fällen war die Uhr aber meist nur eine nützliche Hilfe, wenn deren Träger sich schlecht fühlten und beim Überprüfen der Pulsmessung auf ungewöhnliche Werte stießen. Auch der unkompliziert wählbare Notruf hat seine Nützlichkeit bereits erwiesen. Dennoch hat die Apple Watch ihre Grenzen, von einem medizinischen Kardiogramm muss man mehr erwarten.

Die Apple Watch weist ungeahntes Potenzial auf, etwa zur Früherkennung von Herzkrankheiten.
Die Apple Watch weist ungeahntes Potenzial auf, etwa zur Früherkennung von Herzkrankheiten.
Foto: Apple

Nun kommt aber eine neue Forschung zum Ergebnis, dass die Apple Watch auch der Früherkennung von Herzkrankheiten dienen könne, lang bevor Symptome wahrnehmbar sind. Konkret könne die Uhr mit ihrem Pulsmesser Vorhofflimmern erkennen, das unter Umständen zum Herzinfarkt führe. Dies haben die Entwickler der App Cardiogram in Zusammenarbeit mit Medizinern der Universität von Kalifornien in San Francisco in der Health eHeart Studie ermittelt. Diese bediente sich unter anderem des ResearchKits von Apple und konnte so eine Vielzahl von Teilnehmern versammeln.

Die Untersuchung lief über 14 Monate und sammelte mehr als 100 Millionen Datenpunkte zum Puls der mehr als 6000 Probanden mit Apple Watch. Cardiogram hat einen selbst lernenden Algorithmus programmiert, der Abnormitäten erkennen sollte. Die Gegenprobe hatte das Herzklinikum erhoben, mit Patienten, die tatsächlich an Vorhofflimmern litten. Deren von der Apple Watch erhobene Daten wurden mit dem Algorithmus von Cardiogram analysiert, dieser konnte in 97 Prozent der Fälle das Vorhofflimmern als solches erkennen. Über False Positives kann Cardiogram derzeit noch keine Aussagen machen.

Die Entwickler der App Cardiogram haben einen selbst lernenden Algorithmus programmiert, der Abnormitäten erkennen sollte.
Die Entwickler der App Cardiogram haben einen selbst lernenden Algorithmus programmiert, der Abnormitäten erkennen sollte.

Die Ursachen des Vorhofflimmerns wie zum Beispiel hohen Blutdruck könne die Uhr hingegen nicht diagnostizieren, doch zeigt das Ergebnis, dass die Apple Watch als Gesundheitsgerät noch viel Potential hat.

Das Problem dabei: Um als Gesundheitsgerät zu gelten – und damit etwa von der Krankenversicherung bezuschusst zu werden – müsste die Apple Watch als solches eine Freigabe bei der Food and Drug Administration (FDA) erhalten. Dies hat Apple-CEO Tim Cook bisher abgelehnt, denn der langwierige Freigabeprozess würde die Weiterentwicklung der Hardware verzögern. Cardiogram plant jedoch, seine App von der FDA zertifizieren zu lassen, erst dann dürfte sie Träger der Apple Watch im Fall des Falles von selbst warnen. (Macwelt)