Studenten fürchten Abwandern der Professoren:Forschungszentrum für KI gegründet

08.07.1988

KAISERSLAUTERN (dow) - Eine konzertierte Aktion zur Förderung von Kl-Projekten planen deutsche DV-Unternehmen mit der Gründung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche InteIligenz (DFKI). Standorte des Zentrums sind die Universitäten in Saarbrücken und Kaiserslautern, die auch einen Teil der Mitarbeiter für das DFKI stellen.

Insgesamt neun DV-Unternehmen, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Forschung und Technologie unterstützen die KI-Grundlagenforschung. Nach einer Verhandlungszeit von zwei Jahren konnten sich die Vertreter am Markt konkurrierender Unternehmen wie IBM, Nixdorf, PKI und Siemens auf die Rechtsform einer GmbH für das Zentrum einigen.

Der Vorteil dieser Organisationsform besteht nach Aussagen des Sprechers der Gesellschafter. Heinz Schwärtzel (Siemens), darin, daß Rechte für entwickelte Produkte beim DFKI bleiben. Das Zentrum habe somit die Chance, wirtschaftlich unabhängig arbeiten zu können. Die Gesellschafter, zu denen auch die ADV/Orga, AEG, Insiders, Krupp Atlas Elektronik und Mannesmann Kienzle gehören, statten das DFKI anteilig mit einem Grundkapital von 1.1 Millionen Mark aus.

Der gleiche Betrag steht als Finanzierungsreserve zur Verfügung. Weitere 50 Millionen Mark wollen die Gesellschafter im Laufe der nächsten zehn Jahre für Projektfinanzierung und Personalunterstützung aus den eigenen Unternehmen aufbringen. Der Bundesminister für Forschung und Technologie, Heinz Riesenhuber, hat dem DFKI die Förderung von Forschungsprojekten in Höhe von 15 Millionen Mark für die nächsten zehn Jahre zugesagt.

Die technisch-wissenschaftliche Leitung des DFKI übernimmt als Geschäftsführer Gerhard Barth, derzeit Professor für Informatik an der Universität Stuttgart. Im Unterschied zu den Universitäten, soll im DFKI "die Beseitigung des derzeitigen Methodendefizits für Integration von Alltagswissen in hochspezialisierte KI-Systeme gearbeitet werden".

Im Herbst soll das DFKI seine Arbeit aufnehmen. Konkrete Pläne für Projekte gibt es nach Auskunft eines Mitarbeiters aus dem Hause Nixdorf jedoch noch nicht. Seiner Meinung nach kann es "noch zwei weitere Jahre dauern, bis die Gesellschafter sich geeinigt haben". Kritik am DFKI üben Vertreter der Studentenschaft der Universität Kaiserslautern: Harry Wunschel, studentischer Vertreter im Senat der Universität Kaiserslautern, befürchtet, daß Professoren des Fachbereiches Informatik in das DFKI wechseln und nicht ersetzt werden können.