Strukturuntersuchung EDV-Gehälter:Verdient wird nur noch mittelmäßig

21.07.1978

GUMMERSBACH - Der EDV-Job garantierte noch vor wenigen Jahren ein hohes Einkommen. Die Zeiten haben sich geändert. Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt haben den "Anschluß" an die anderen Berufe wiederhergestellt. Das bestätigt die gerade fertiggestellte "Gehaltsstrukturuntersuchung für Führungs- und Fachkräfte in der EDV" der Kienbaum Unternehmensberatung. 269 Unternehmen haben sich mit 5541 Positionsmeldungen an der Erhebung beteiligt. Erfragt wurden Gehälter und Zusatzleistungen von 22 Datenverarbeitungsberufen.

Den "typischen" EDV-Mitarbeiter gibt es eigentlich nicht, da zu viele unterschiedliche Berufe und Aufgaben vorhanden sind. Ausbildungsmäßig dominieren die Volks- und Realschüler. Abiturienten, Fachhochschüler und Hochschüler sind lediglich Ausnahmen. Universitätsabsolventen finden sich häufig in den Positionen der Mathematisch-Technischen

Assistenten, der Leiter der Organisation und Datenverarbeitung und der Leiter der EDV-Organisation. Der Altersaufbau der EDV-Abteilung weicht etwas vom üblichen ab. DV-Mitarbeiter sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen verhältnismäßig jung. Ein Drittel von ihnen sind noch Twens. Nicht einmal ein Fünftel ist älter als 40. Das Durchschnittsalter der leitenden Positionsinhaber ist dabei mit 39 Jahren naturgemäß etwas höher als bei den übrigen Mitarbeitern in den Fachpositionen.

In fast allen EDV-Führungs- und Fachpositionen herrscht ein deutliches männliches Übergewicht. Nur wenige Ausnahmen bestätigen diese Regel. So ist der Leiter der Datenerfassung meist weiblichen Geschlechts. Vielleicht aber auch nur, weil die direkt unterstellten Mitarbeiter ausnahmslos Datentypistinnen sind. Zwei Funktionen, in denen Frauen nach dieser Erhebung echte Chancen eingeräumt werden können, (...) die Positionen des EDV-Sachbearbeiters und des Datenverarbeitungskaufmanns. Hier besetzt das weibliche Geschlecht bereits die Hälfte der angebotenen Stellen.

Durch sehr unterschiedliche Anforderungen an die verschiedenen DV-Berufe sowie an die verschiedenen Qualifikationen der Mitarbeiter sind die Gehälter breit gestreut. Die Gehaltsspanne reicht von monatlich 1800 Mark für Datentypistinnen bis über 5000 Mark für Leiter der Organisation und Datenverarbeitung. Dazwischen liegt das breite Spektrum der übrigen 20 in der Untersuchung erfaßten Positionen.

Der Gehaltsschwerpunkt für Leitungsfunktionen liegt zwischen 4000 und 5000 Mark pro Monat. Das sind im einzelnen Leiter der Organisation und Datenverarbeitung, Leiter EDV-Organisation, Leiter Programmierung, Leiter Rechenzentrum, Leiter Datenbank und Datensicherung, Leiter Arbeitsvorbereitung und Leiter Datenerfassung. Meistens wird noch ein 13. Gehalt gezahlt. Hinzu kommen variable Vergütungsteile wie Prämien und Tantiemen am Ende des Jahres.

Qualifizierte EDV-Kräfte (Mathematisch-Technische Assistenten, Systemprogrammierer, Systemanalytiker, Organisations-Programmierer, Chef-Operatoren) erhalten meistens ein Monatseinkommen zwischen 3000 und 4000 Mark. 40 Prozent der weniger Qualifizierten liegen gehaltlich unter 2000 Mark monatlich, über 3000 Mark erhält nur eine verschwindend kleine Minderheit.

Im allgemeinen steigen die Gehälter mit wachsender Unternehmensgröße beziehungsweise mit der Größe der EDV-Abteilung (gemessen an den Beschäftigten, dem Etat und dem Mietwert der Anlage) kontinuierlich an. Der Unterschied zwischen Klein- und Großunternehmen kann mehrere hundert Mark im Monat ausmachen.

Etwas anders liegt der Fall bei Software-Häusern und Rechenzentren. Sie wären zwar nach Umsatz und Beschäftigten durchweg kleinere Unternehmen, ihre Mitarbeiter werden jedoch in aller Regel überdurchschnittlich bezahlt. Wenn das Software-Haus oder das Rechenzentrum dann noch seinen Sitz in einer Großstadt hat - am besten in Hamburg -, können sich diese EDV-Kräfte zu den absoluten Top-Verdienern rechnen.

Was es nicht - oder nicht mehr - gibt, ist ein sogenanntes "Nord-Süd-Gefälle". Gehaltsunterschiede ergeben sich lediglich zwischen Unternehmen, die ihren Standort in unterschiedlich großen Gemeinden haben. So kann die Differenz beim Jahresgehalt zwischen ländlichen Gemeinden und Großstädten bis zu 10 000 Mark ausmachen. Geographisch sind hingegen alle gleichberechtigt.

Nicht gleichberechtigt sind nach wie vor Frauen. Das gilt auch für die Datenverarbeitung. So verdient beispielsweise ein weiblicher Mathematisch-Technischer Assistent monatlich 600 Mark weniger als der Kollege männlichen Geschlechts. Eine "Programmiererin" muß mit 400 Mark weniger zufrieden sein, die Leiterin der EDV-Organisation, wenn es sie überhaupt gibt, mit fast 1000 Mark.

Erfolgsbeteiligungen werden immer beliebter. Jeder dritte leitende Angestellte im DV-Bereich erhält eine Prämie oder Tantieme. Bei den übrigen Mitarbeitern sind es noch 20 Prozent. Die Prämien machen in etwa 10 Prozent, Tantiemen 15 Prozent des Jahresgehaltes aus. Ein weiteres Ansteigen an Erfolgsbeteiligungs-Empfängern kann in den nächsten Jahren erwartet werden. Immer gewichtiger werden auch Zusatzleistungen, die die Firma über den gesetzlich vorgeschriebenen Umfang hinaus gewährt. Im Vorteil sind auch hier diejenigen DV-Kräfte, die in größeren Unternehmen arbeiten. Sie erhalten wesentlich häufiger und darüber hinaus noch bessere Zusatzleistungen.

Bei den Zusatzleistungen steht die betriebliche Altersversorgung zweifellos an erster Stelle. Ein Urlaubs- und/oder Weihnachtsgeld zusätzlich zum 12., 13. oder gar 14. Gehalt erhält gut jeder zweite Angestellte. Unfallversicherungen sind vorwiegend bei leitenden Positionsinhabern verbreitet, Firmenwagen werden nur funktionsbedingt zur Verfügung gestellt.

Die Gehaltsstrukturuntersuchung "Führungs- und Fachkräfte in der Datenverarbeitung 1978" kann für 460 Mark bei der Kienbaum Unternehmensberatung, Postfach 1509, 5270 Gummersbach 1, bezogen werden.

Christian Näser ist Projektleiter für Gehaltsstrukturen der Kienbaum Unternehmensberatung in Gummersbach.