Reaktion auf Post-Interview

Streit um E-Brief geht weiter

28.09.2010
Von Johannes Klostermeier
Auch andere Unternehmen freuen sich über die große Werbekampagne der Deutschen Post.
Auch andere Unternehmen freuen sich über die große Werbekampagne der Deutschen Post.

Aber auch andere Unternehmen mischen im elektronischen Mailgeschäft mit. Der B2B-Internet-Service-Provider http.net aus Berlin feiert passend dazu das vierjährige Jubiläum seines Onlinebrief-Portals „E-Poststelle" unter der Marke „Confidence Post". Hier können nach eigenen Angaben des Anbieters Unternehmen und Privatkunden elektronische Rechnungen und Dokumente in einem sicheren E-Postfach empfangen, prüfen, weiterleiten und archivieren. Bis heute zähle die „E-Poststelle" mehr als 300.000 elektronisch versandte Dokumente.

"Inselpost ohne Zukunft"

Die http.net freut sich öffentlich über das Marketing von Online- und Hybridbrief durch die Deutsche Post AG, macht sich aber gleichzeitig über die Deutsche Post lustig: „Aus der früheren Behörde könne kein erfolgreicher Dienstleister für die elektronische Kommunikation von Unternehmen und Privatkunden werden", meint der Vorstand der http.net AG, Harald Buchner. Er bezeichnet den E-Postbrief als „Inselpost ohne Zukunft".

Buchner: „So wie man sich in der Fußball-Bundesliga keinen Titel erkaufen kann, so kann man sich im Internet keine Produktakzeptanz erkaufen. Aus unserer Sicht bewegt sich die Gelbe Post zunehmend in eine evolutionäre Sackgasse. Dabei besteht die große Gefahr, dass die Post am Ende ausstirbt. Vielleicht ist das ja ihr Ziel. Abgebaute Briefkästen, abgeschaffte Postämter und ein ausgezehrter Zustelldienst lassen leider darauf schließen."

Buchner erinnert in seiner Stellungnahme mit etwas Schadenfreude an den ersten Versuch der Deutschen Post, "E-Post.de" als E-Maildienst zu platzieren. Nach anfänglichem Gratisangebot und dem Versprechen einer lebenslangen Adresse stellte der Bonner Konzern den Dienst Anfang 2005 mangels Erfolg ein. Kunden von E-Post.de wurden an Lycos Europe vermittelt, mussten archivierte E-Mails jedoch händisch übertragen. Der von Bertelsmann und dem US-Unternehmen Lycos gegründete Internetdienst wurde Ende 2008 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Lycos Mail und dessen Nachfolger „Jubii Mail" Anfang 2009 abgeschaltet.

Buchner: „Ein intuitiv nutzbares Briefportal, das einfache Hochladen von Dokumenten und der zuverlässige Eingang in der kostenlosen E-Poststelle sowie die Zustellung durch bekannte Postdienstleister erleichtern Unternehmen und Privatnutzern die Arbeit. Der entscheidende Punkt für den Onlinebrief ist das Vereinfachen von Prozessen und damit das Einsparen wertvoller Personalressourcen. Der Briefkasten der Zukunft ist das Briefportal im Internet, das wir seit vier Jahren erfolgreich betreiben."