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Streik bei Telekom vor Wendepunkt - Verbessertes Angebot in Sicht

06.06.2007
Der inzwischen vier Wochen andauernde Streik bei der Deutschen Telekom wegen des geplanten massiven Stellenumbaus steht am Wendepunkt: Personalchef Thomas Sattelberger stellte der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Freitag in Bonn ein verbessertes Angebot mit einem Erfolgsbonus in Aussicht.

"Wir stehen in den nächsten Tagen vor einer Weichenstellung", sagte er. Auch in allen anderen Punkten wie der Absenkung der Gehälter sei die Telekom verhandlungsbereit. "Es gibt bei uns kein Dogma".

In einer ersten Stellungnahme lehnte ver.di-Streikleiter Ado Wilhelm Einkommenskürzungen weiterhin strikt ab. Er signalisierte aber erstmals ein Einlenken der Gewerkschaft: "Wenn das Signale für Verhandlungen sind, werden wir uns das anschauen". Sattelberger zeigte sich indes sehr optimistisch, dass der Tarifpartner in den nächsten Tagen an den Verhandlungstisch zurückkehren wird. Dabei betonte er, dass die Offerte der Telekom keine "Charmeoffensive" sei.

Sattelberger bietet Erfolgsbonus an

"Es gibt bei uns kein Dogma", sagt der neue Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger.
"Es gibt bei uns kein Dogma", sagt der neue Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger.
Foto: Deutsche Telekom AG

Erstmals erläuterte der neue Personalchef den vom Vorstand ins Spiel gebrachten Erfolgsbonus, der neben einer Ausweitung des variablen Anteils der Gehälter auf 20 Prozent als neues Element in die Verhandlungen einfließen soll. Dies Beteiligung "in einem hohen zweistelligen Millionenbetrag" könnte im Jahr 2011 zur Auszahlung kommen. Die ausgeschüttet Summe sei dabei abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und von erreichten Zielen bei der Kundenzufriedenheit. Ausdrücklich betonte Sattelberger, dass der Vorstand auch zu den anderen Bausteinen gesprächsbereit sei.

In den Verhandlungen mit ver.di hatte die Telekom zuletzt eine stufenweise Absenkung der Gehälter um neun Prozent und eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden angeboten. Im Gegenzug sollte es unter anderem einen Kündigungsschutz bis Ende 2011 geben. Ver.di hatte die Offerte abgelehnt und die Beschäftigten nach einer Urabstimmung zum Streik aufgerufen. Durch die Auslagerung von 50.000 Beschäftigten in Service-Gesellschaften will das Unternehmen unter anderem 500 Millionen bis 900 Millionen Euro einsparen und die Service-Qualität verbessern.

Investitionspakt für Qualifizierung

Mit dem nachgebesserten Gesamtkonzept, das auch einen Investitionspakt für Qualifizierung und Service-Kultur vorsieht, sind die Einsparpläne der Telekom laut Sattelberger nicht gefährdet. "Wir liegen weiterhin voll im Zielkorridor, es wird kein Abstriche geben". Das hätte das Unternehmen den Kapitalmärkten versprochen.

Einen möglichen Alleingang beim Stellenumbau bezeichnete der Personalchef erneut als "ultima ratio". Die Telekom hatte ver.di mehrfach diesen Schritt angedroht, sollte es zu keiner Einigung mit dem Tarifpartner kommen. In der kommenden Woche sollen die betroffenen Mitarbeiter formell über ihre Eingliederung in neue Gesellschaften unterrichtet werden. Dabei drohen ihnen wesentlich schlechtere Konditionen als die im letzten Telekom-Angebot genannten Bedingungen. (dpa/tc)