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Sascha Lobo

Street View gehört zur Öffentlichkeit

18.08.2010
Die Debatte über virtuell begehbare Nachbarschaften mit Hilfe von Google Street View ist in vollem Gange.
"Neuer Nebenjob für Sascha..." scherzte jüngst @DerBulo bei Twitter. (Cartoon via TwitPic)
"Neuer Nebenjob für Sascha..." scherzte jüngst @DerBulo bei Twitter. (Cartoon via TwitPic)
Foto: Bulo

Manche haben bereits angekündigt, dass ihr Haus unkenntlich gemacht werden soll. Andere hingegen sehen den Online-Dienst positiv. Der Blogger, Buchautor und Internet-Promi Sascha Lobo sagte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, für ihn sei Street View eine Erweiterung der Öffentlichkeit.

Warum stört es Sie nicht, wenn man im Internet an ihrem Haus sozusagen vorbeigehen kann?

Sasche Lobo: Die Fassade meines Hauses und auch aller anderen Häuser gehören zur Öffentlichkeit und wenn ein Foto davon ins Netz gestellt wird, dann gehört das zur digitalen Öffentlichkeit. Die Menschen haben ein Recht darauf, Fassaden von Häusern angucken zu können.

Es gibt da viele Szenarien, in denen das nützlich sein kann. Das einfachste Beispiel ist, dass ich, wenn ich eine Ferienwohnung mieten möchte, mich nicht nur auf die vielleicht geschönten Fotos des Anbieters verlassen muss, sondern auch mal gucken kann, wie die Umgebung aussieht.

Sie haben einen Widerspruch gegen den Widerspruch eingelegt. Was bedeutet das?

Lobo: Ich habe ein Formular auf meinem Blog angeboten, das dem normalen Widerspruch nachempfunden ist. Falls man glaubt, dass ein Nachbar möchte, dass das Haus verpixelt wird und das bei Google kundgetan hat, kann man Google sagen: Ich möchte aber, dass das Haus zu sehen ist. Mit dieser Aktion wollte ich darauf aufmerksam machen, das durchaus ein Interesse der Öffentlichkeit bestehen kann.

Es gibt noch andere Anbieter, die im Internet Spaziergänge durch Städte anbieten. Warum sind diese Angebote kaum in der Diskussion?

Lobo: Natürlich hat Google einen relativ ungünstigen Hintergrund, weil sie sowieso schon als Datenkrake gelten. Dass es da auch ganz andere Datenkraken gibt und ähnliche oder noch viel weiter reichende Dienste von anderen Unternehmen angeboten werden, ist deshalb nicht so groß in den Medien, weil die in der Regel relativ kleine oder unwichtige Anbieter sind.

Das bedeutet, die digitale Öffentlichkeit findet ja dann nicht statt, wenn ein unbekannter Anbieter irgendwelche Fotos ins Netz stellt. Bei Google ist das deshalb anders, weil Google wesentlich bekannter ist. (dpa/tc)