Netflix-Aktie mit Kurssprung

Streaming-Dienst lockt mehr neue Kunden an

20.01.2016
Die internationale Expansion zahlt sich für Netflix aus: Der Dienst gewann im vergangenen Quartal mehr neue Kunden denn je. Zugleich scheint der Heimatmarkt USA weitgehend abgegrast.

Der Video-Dienst Netflix hat schon vor seinem aggressiven globalen Ausbau deutlich mehr neue Kunden angelockt. Netflix gewann im vergangenen Quartal rund 5,6 Millionen Kunden hinzu, so viele wie noch nie in einem Vierteljahr. Der Umsatz schnellte um 46 Prozent auf 566 Millionen Dollar hoch, wie die Firma aus Kalifornien nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Den Anlegern gefiel das: Sie ließen die Aktie des Unternehmens nachbörslich um fast sieben Prozent steigen.

Netflix hat die Geschäftszahlen für das 4. Quartal 2015 bekannt gegeben. Die Aktie des US-Streaming-Anbieters stieg daraufhin nachbörslich um fast sieben Prozent.
Netflix hat die Geschäftszahlen für das 4. Quartal 2015 bekannt gegeben. Die Aktie des US-Streaming-Anbieters stieg daraufhin nachbörslich um fast sieben Prozent.
Foto: lculig - shutterstock.com

Netflix-Zahlen: Prognose für 2016

Netflix hatte Anfang Januar den Start in 130 weiteren Ländern bekanntgegeben. In den bisherigen 60 Ländern hatte Netflix bis Ende Dezember insgesamt rund 75 Millionen Nutzer. Nun ist der Dienst fast überall auf der Welt verfügbar - China fehlt als einziger relevanter Markt. Für das laufende Quartal rechnet der Streaming-Dienst mit 6,1 Millionen neuen Kunden. Das mag angesichts des Sprungs von 60 auf 190 Länder als zurückhaltende Prognose erscheinen, aber Netflix stellt sich auf ein langsames Wachstum in seinen neuen Märkten ein. Die globale Expansion erfordere zunächst einmal hohe Marketing-Ausgaben, um den Dienst in Ländern wie Pakistan oder Kambodscha bekannter zu machen, sagte Netflix-Gründer und -Chef Reed Hastings der dpa am Rande der DLD-Konferenz in München. "Wir wären dort gern so populär wie in den USA. Das wird zehn bis 15 Jahre harter Arbeit bedeuten."

Netflix 2016: Streaming-Stagnation in den USA

Während Netflix international wächst, stößt man im bereits stark abgegrasten Heimatmarkt USA an seine Grenzen. Dort waren lediglich 1,56 Millionen neue User zu verzeichnen. Allerdings hat der Streaming-Anbieter dort auch bereits knapp 45 Millionen Kunden. Netflix ist - genauso wie Amazon Prime Video, Maxdome oder Watchever - eine Streaming-Plattform, bei dem TV-Serien und Filme gegen eine monatliche Abo-Gebühr direkt aus dem Netz bezogen werden. Dabei setzt Netflix verstärkt auf Eigenproduktionen und den Kauf von Exklusivrechten für Filme und Serien, um sich von der Konkurrenz abzuheben. In diesem Jahr soll es bereits 600 Stunden an eigenen Inhalten geben - das wären rund 150 Stunden mehr als noch 2015. Das Budget für den Ankauf von Inhalten lag schon im vergangenen Jahr bei fünf Milliarden Dollar - und soll weiter steigen.

Der Quartalsgewinn ging zwar von 83 auf 43 Millionen Dollar zurück - das Vorjahresergebnis enthielt aber eine Steuergutschrift von 39 Millionen Dollar. Netflix ließ es sich auch nicht nehmen, sich im Quartalsbericht über Äußerungen eines Managers des US-Senders NBC lustig zu machen, der jüngst sagte die Rolle von Online-Diensten werde überschätzt und klassisches lineares Fernsehen sei "TV wie Gott es vorgesehen hat." Netflix konterte jetzt: "Unsere Investoren sind sich nicht so sicher über Gottes Absichten für das Fernsehen und denken dagegen, dass Internet-Fernsehen ein fundamental besseres Unterhaltungserlebnis bietet, dass für viele Jahre Marktanteile gewinnen wird." (dpa/fm)