Analysten: Nur rigides Kosten-Management bewahrt Profite

Stratus verliert an Schwung und denkt über neue Aktivitäten nach

09.10.1992

MARLBOROUGH (CW) - Ausfallsichere Computer verlieren - wie Hardware insgesamt - im Markt mittlerweile deutlich an Fahrt. Das bekommt gegenwärtig die Stratus Computer Inc. zu spüren. Elf Jahre nach der Gründung wird der Fault-Tolerant-Hersteller wahrscheinlich erstmals in einem Quartal kein zweistelliges Umsatzwachstum realisieren können.

Wie das "Wall Street Journal" meldet, flossen im zweiten Quartal (Ende Juni 1992) nur noch fünf Prozent mehr aus HW-Verkäufen in die Stratus-Kassen, während insgesamt der Umsatz um 9,6 Prozent auf 117 Millionen Dollar zulegte. Im Vergleich zu den Wachstumsraten der letzten Jahre ist das schon ein Alarmsignal: 1988 hatte Stratus noch um 44 Prozent zulegen können, im Jahr darauf um 29 Prozent. Über 18 Prozent im Jahr 1990 flachte sich die, Wachstumskurve bis auf elf Prozent im vergangenen Geschäftsjahr ab.

Stratus sitzt in doppelter Hinsicht in der Klemme: Zum einen werden "normale" Computer immer zuverlässigere so daß eine steigende Zahl von Anwendern sich von den teueren ausfallsicheren Systemen abwendet und dennoch 99 Prozent Zuverlässigkeit hat. Das, meinen Analysten, wird in Zukunft verstärkt auf die mit ausfallsicheren Sytemen zu erzielenden Margen drücken. Zum anderen besteht ein großer Teil des Stratus-Geschäftes traditionell aus OEM-Verkäufen. Mit IBM etwa machte man in den Hochzeiten 1989 ein Drittel des Gesamtumsatzes. Der Partner hat unterdessen seine Abnahmen zurückgefahren, und Stratus muß ersatzweise den teuren Direktvertrieb verstärken.

Dem "Wall Street Journal" sagte Stratus-Präsident William Foster, sein Unternehmen überlege, sich nach zusätzlichen Märkten umzuschauen. "Wir denken über eine strategische Investition oder Übernahme nach, eventuell, im Softwarebereich", so der Stratus-Chef.

Keine Sorgen machen vorerst die Erträge des Unternehmens: Obwohl der Umsatz um weniger als zehn Prozent wuchs, legte Stratus im letzten Quartal beim Gewinn um 28 Prozent zu. Analysten gehen von einem Gewinnplus im Gesamtjahr von 23 Prozent und von Umsatzzunahmen von elf Prozent auf zirka eine halbe Milliarde Dollar aus. Diese Beständigkeit der Ergebnisse, so Clifford Friedman von Bear, Stearns & Co., sei allerdings vorwiegend in Stratus rigidem Kosten-Management begründet. Operativ habe das Unternehmen "an Schwung verloren", urteilt der Beobachter.