Das jedenfalls legen die Ergebnisse einer Studie nahe, mit der das Beratungsunternehmen J&M herausfinden wollte, was einen IT-Bereich zum "Champion" macht und wie sich das auf den Erfolg des Unternehmens auswirkt. Nur die besten haben demnach eine IT-Strategie, die sie auch konzernweit kommunizieren. Was geht es die Mitarbeiter an, wie unsere IT-Strategie aussieht? So könnten IT-Mitarbeiter nun einwenden. Aber mit dieser rhetorischen Frage hätten sie sich schon im vergangenen Jahrhundert disqualifiziert. Das gilt noch vielmehr in der Ära von "Consumerization", "Enduser Empowerment" und "Bring your own Device".
Die Unternehmens-IT ist längst nicht mehr die unumstrittene Herrscherin über die Firmentechnik. Sie hat ihre Effizienz und Effektivität, vielfach sogar ihre Daseinsberechtigung, immer wieder unter Beweis zu stellen. Wenn sie Regeln formuliert, muss sie diese nachvollziebar begründen können. Deshalb ist IT-Governance ohne eine kommunizierte IT-Strategie schwierig.
- Die Strategien der IT Champions
Mit Unterstützung der computerwoche hatte J&M Ende vergangenen Jahres 71 IT-Entscheider aus dem Raum Deutschland, Österreich und Schweiz nach ihrer strategischen Ausrichtung befragt. Nur ein Zehntel davon konnte sich als „IT-Champions“ qualifizieren. - IT Champions haben eine IT Strategie, effektive und wirkungs-volle Prozesse sowie eine hohe Verfügbarkeit der Anwendungen
Nur jedes zehnte Unternehmen ist ein IT Champion. - Champions kommunizieren ihre IT Strategie besser als andere Unternehmen
Bei Champions genießt die IT einen hohen Stellenwert: Sie wird häufiger als Wettbewerbsvorteil und Innovationstreiber gesehen als bei den Non Champions. - Die Arbeit der IT Champions wird durchweg besser betrachtet als die von Non Champions
Besonders groß ist der Abstand zwischen IT Champions und den anderen Unternehmen bei der Kunden- und Fachbereichssicht. Hier schneiden die Non Champions deutlich schlechter ab. - IT Champions tragen mehr Verantwortung als ihre Kollegen aus anderen Unternehmen
Relativ häufig verantworten Champions sogar das Design von Geschäftsprozessen. IT Infrastruktur, IT Budget und IT Strategie fallen bei allen Champions in deren Entscheidungsbereich. - IT Champions beschäftigen sich verstärkt mit Cloud Computing und mobilen Anwendungen, haben aber selbst noch Potenzial
Auch bei Themen wie Datensicherheit und Green und Lean IT sind sie anderen Unternehmen voraus. - Bei der Umsetzung wichtiger Themen im IT Servicemanagement übertreffen Champions ihre Mitbewerber
IT Champions haben sich vom Outsourcing von Entwicklungsleistungen schon wieder entfernt. - Das Outsourcen von Betriebs- und Supportleistungen ist für Champions höchst relevant
Bei den als weniger relevant erachteten Leistungen ist der Outsourcing-Anteil niedriger. IT Champions sourcen nur 19 Prozent ihrer Entwicklungsleistungen aus. - Bei Maßnahmen zur Verbesserung des Enterprise Architecture Managements sind die Teilnehmer erst in der Planungsphase
Auch Champions sind nur minimal weiter fortgeschritten als andere Unternehmen. Insbesondere beim Mapping von Anwendungen auf Technologien und von Daten auf Anwendungen besteht Nachholbedarf. - IT Champions beschäftigen sich mit EAM und wollen in diesem Zusammenhang ihren Standardisierungsgrad erhöhen
Die Non Champions sind derzeit noch häufig in der Planung, während die Champions bereits mit der Umsetzung begonnen haben. - IT Champions lassen andere Unternehmen in allen wichtigen Projektmanagement-Themen hinter sich
Insbesondere steuern IT Champions ihre Projekte nach einer Projektmanagement-Methodik und können sie im geplanten Zeit- und Budgetrahmen abschließen. - Ein Business Case vor IT Projekten ist nicht einmal in jedem zweiten Unternehmen Standard
Weitere kritische Themenfelder sind Programm-Management-Office sowie die Abstimmung der Anforderungen zwischen Business und IT. - Champions profilieren sich vor allem durch Projektmanagement-kompetenz, ein gutes internes Image und ein Gespür für Trends
IT Champions haben eine deutlich höhere Kompetenz im Bereich IT-Projektmanagement. - Die geforderte Verfügbarkeit der Anwendungen erreichen IT Champions deutlich häufiger bei geringeren IT-Kosten
Die IT Prozesse der Champions sind bereits weiter umgesetzt als bei anderen Unternehmen, obwohl die Kosten deutlich geringer sind. - Je mehr Champions-Eigenschaften ein Unternehmen auf sich vereint, desto höher sind seine Gewinnerwartungen
IT Champions erwarten durchschnittlich eine Gewinnsteigerung von 4 Prozent, während Non Champions davon ausgehen, dass der Gewinn um 1 Prozent abnimmt. - Fazit: IT Champions erzielen bessere Ergebnisse als andere Unternehmen
Ihre Anwendungen erreichen eine höhere Verfügbarkeit, ihre Prozesse sind effektiver. Das schaffen sie bei geringeren Kosten und höheren Umsatz- und Gewinnerwartungen als Non Champions.
Kommunikation führt auf der Seite der Empfänger - hoffentlich - zu Verständnis. Das benötigen Entscheider, wenn sie sich ein Urteil bilden wollen. Und das fällt in den zehn Prozent der besten Unternehmen auch mal negativ aus: Dort werden 32 Prozent der im Genehmigungsverfahren vorgestellten Projekte abgelehnt, in der Vergleichsgruppe nur 20 Prozent.
Möglicherweise hat das damit zu tun, dass die Projekte dort häufiger einen Business Case vorweisen können. Nun ja, so häufig nun auch wieder nicht. Tatsächlich ist diese "Best Practice" nicht einmal bei den Champions die Regel; 63 Prozent der Projekte werden dort mit Umsatz- und Profiterwartungen begründet (in der Peer Group nur 54 Prozent). Sicher gibt es Projekte, die sich an solchen Kriterien nicht messen lassen. Aber dass es mehr als ein Drittel sind, ist erstaunlich. (mhr)