CW-Kolumne

Strategische Defizite

21.03.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Wer hätte das gedacht? Sechs von zehn IT-Organisationen haben offenbar keine ausformulierte Strategie, die sie an die Fachbereiche weitergeben könnten.
Karin Quack Redakteurin Computerwoche.
Karin Quack Redakteurin Computerwoche.

Das jedenfalls legen die Ergebnisse einer Studie nahe, mit der das Beratungsunternehmen J&M herausfinden wollte, was einen IT-Bereich zum "Champion" macht und wie sich das auf den Erfolg des Unternehmens auswirkt. Nur die besten haben demnach eine IT-Strategie, die sie auch konzernweit kommunizieren. Was geht es die Mitarbeiter an, wie unsere IT-Strategie aussieht? So könnten IT-Mitarbeiter nun einwenden. Aber mit dieser rhetorischen Frage hätten sie sich schon im vergangenen Jahrhundert disqualifiziert. Das gilt noch vielmehr in der Ära von "Consumerization", "Enduser Empowerment" und "Bring your own Device".

Die Unternehmens-IT ist längst nicht mehr die unumstrittene Herrscherin über die Firmentechnik. Sie hat ihre Effizienz und Effektivität, vielfach sogar ihre Daseinsberechtigung, immer wieder unter Beweis zu stellen. Wenn sie Regeln formuliert, muss sie diese nachvollziebar begründen können. Deshalb ist IT-Governance ohne eine kommunizierte IT-Strategie schwierig.

Kommunikation führt auf der Seite der Empfänger - hoffentlich - zu Verständnis. Das benötigen Entscheider, wenn sie sich ein Urteil bilden wollen. Und das fällt in den zehn Prozent der besten Unternehmen auch mal negativ aus: Dort werden 32 Prozent der im Genehmigungsverfahren vorgestellten Projekte abgelehnt, in der Vergleichsgruppe nur 20 Prozent.

Möglicherweise hat das damit zu tun, dass die Projekte dort häufiger einen Business Case vorweisen können. Nun ja, so häufig nun auch wieder nicht. Tatsächlich ist diese "Best Practice" nicht einmal bei den Champions die Regel; 63 Prozent der Projekte werden dort mit Umsatz- und Profiterwartungen begründet (in der Peer Group nur 54 Prozent). Sicher gibt es Projekte, die sich an solchen Kriterien nicht messen lassen. Aber dass es mehr als ein Drittel sind, ist erstaunlich. (mhr)