Strategien zur unternehmenseigenen (sicheren) mobilen Plattform (Teil 3)

Strategieentwicklung für mobile Plattformen

18.07.2016
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.

Die Unternehmensphilosophie und -kultur

Für den Erfolg eines IT-Projektes ist auch die Zufriedenheit der Belegschaft, etwa mit dem Support entscheidend.
Für den Erfolg eines IT-Projektes ist auch die Zufriedenheit der Belegschaft, etwa mit dem Support entscheidend.
Foto: wavebreakmedia - shutterstock.com

Unternehmensphilosophie und -kultur sind die Basis und der Motor vieler Entscheidungen im Unternehmen und wirken sich direkt und indirekt auf den Erfolg von Projekten aus. Bei der Realisierung von IT-Projekten sind primär technische und wirtschaftliche Aspekte von Bedeutung. Oftmals wird der wichtigste Faktor außer acht gelassen: der Faktor Mensch! Für den Erfolg eines IT-Projektes ist dieser aber genau so entscheidend, wie die reine Funktionalität. Erst mit Akzeptanz einer Lösung durch die Anwender etabliert und manifestiert sich diese. So können rein planerisch missglückte Projekte dadurch noch zu einem Erfolg werden und ein nach Kennzahlen erfolgreiches Projekt genau so noch scheitern. Grundvoraussetzung ist hierzu eine entsprechend konstruktive Unternehmenskultur, die offen für Veränderungen und Weiterentwicklungen ist.

Bei der Kultur handelt es sich um einen weichen und nur schwer mit Kennzahlen messbaren Faktor, der sich zumeist in der Atmosphäre und Stimmung innerhalb eines Unternehmens zeigt. Diese gelebte Kultur spiegelt sich meist im Umgang mit Kunden, Dienstleistern und Mitarbeitern wieder.

Ein paar typische Beispiele und Verhaltensweisen möchte ich Ihnen kurz nennen:

  • Unbefriedigender Telefonsupport;

  • Schlechte Verfügbarkeit von Ersatzteilen oder Spezialzubehör;

  • Hohe Beratungsqualität und Freundlichkeit auch ohne Vertragsabschluss.

Sicherlich haben Sie als Leser eine Vielzahl weiterer solcher Erfahrungen bereits selber gemacht und können die Liste beliebig fortsetzen. Typische Beispiele aus Sicht der Anwender und Führungskräfte sind die Folgenden:

  • Führungskräfte, die keine Verantwortungsmentalität übernehmen;

  • Fehlende Risikobereitschaft;

  • Fehlende Kritikfähigkeit;

  • Keine Anerkennung für Erfolge;

  • IT-Sicherheit im Unternehmen wird als Gängelung empfunden;

  • Kein Vertrauen in interne Know-How Träger.

Wendet man dies auf die Strategie für mobile Lösungen in einem Unternehmen an, sollte sichergestellt werden, dass die komplette Hierarchiekette der Mitarbeiter betrachtet und einbezogen wird.

Dank mobiler Lösungen können Mitarbeiter ihre Zeit flexibler einteilen und dadurch besser nutzen. Durch die Entkopplung der Arbeit von dem Ort ihrer Verrichtung,haben Mitarbeiter beispielsweise auch die Möglichkeit, diese auf Reisen, im Ausland oder im familiären Umfeld zu erledigen. Im Grunde wird es zunehmend unwichtiger, wo ein Mitarbeiter seine Arbeit erledigt, solange Liefertreue und Qualität gewährleistet sind.

Ziel der Strategie sollte es sein, diese Möglichkeiten der gewonnenen Flexibilität zu nutzen und auch in der Kultur des Unternehmens zu leben. Attraktive mobile Lösungen steigern so nicht nur Motivation und Produktivität, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter und die daraus resultierende Qualität der Arbeit.

Aus Erfahrung sollten Sie aber auch die Gefahr berücksichtigen, dass sich Mitarbeiter bei zu starker Ausprägung entfremden. Daher geht es bei der Kultur auch darum, diese Lösungen nicht nur zu erlauben, sondern auch einen flexiblen Kompromiss und Vertrauen zu etablieren. Tragen Sie bei Ihrer Strategie auch Sorge dafür, dass die WorkLife-Balance in einem gesunden Gleichgewicht bleibt.

Potenziale auch (und erst recht) bei klassischen Geschäftsprozessen

Mobile Lösungen haben das Potenzial, klassische Geschäftsprozesse zu unterstützen oder sogar neu auszurichten, um Effizienzpotenziale zu heben. Die Einsatzfelder sind hierbei bestechend einfach:

  • Einfache Bereitstellung von Informationen

  • Dokumentationserstellung und -zugriff

  • Optimierung von Prozessen

Die Diskussion, mobile Endgeräte wie ein Tablet einzusetzen oder weiterhin auf Notebooks zu setzen, wird in Unternehmen meist von zwei unterschiedlichen Standpunkten aus vertreten. So existiert die Position derer, die sich bereits mit Tablets zur Optimierung ihrer Geschäftsprozesse beschäftigen und sich für die ein oder andere Plattform entschieden haben. In diesen Fällen wird meist darüber diskutiert, ob das evtl. an anderer Stelle genutzte Notebook nicht komplett ersetzt werden kann. Die andere Position ist, dass sich die Unternehmen noch nicht entschieden haben, über die Grundsatzfrage des eigentlichen Mehrwertes von mobilen Lösungen zu diskutieren.

Infrastruktur und Services zur Unterstützung mobiler Arbeitsplätze
Infrastruktur und Services zur Unterstützung mobiler Arbeitsplätze
Foto: Mark Zimmermann

Auch ist die Welt nicht schwarz oder weiß, sondern besitzt viele Nuancen. So kann der Einsatz von Tablets auch ergänzend als Zweitgerät einen Effizienzbeitrag leisten.

Es ist die Annahme korrekt, dass die meisten Kernaufgaben mit Hilfe eines Notebooks bewältigt werden können. Das entscheidende Argument ist jedoch die Erkennung und Abschöpfung bislang nicht gehobener Potenziale in diesem Umfeld. Die Überführung einer Notebook-Maske auf ein Smartphone oder Tablet alleine hebt keine Effizienzen.

Sinnvollerweise beginnen derartige Überlegungen mit einer Analyse der Geschäftsprozesse. Dies ist die Stelle, an der die Mitarbeiter ebenfalls Einfluss nehmen können und müssen. Dies muss in Form von Gesprächen und Begleitungen bei der Arbeit vor Ort erfolgen. Dies ist notwendig,k um die tatsächliche Arbeitsweise der Anwender zu verstehen.

Nicht selten stellen IT-Verantwortliche dabei fest, dass zwischen dem definierten Geschäftsprozess und der Art und Weise, wie gearbeitet wird, deutliche Unterschiede bestehen. Eine Anpassung der Prozessdefinitionen ist häufig sinnvoll, um das Potenzial vollkommen zu heben.