Strategien zur unternehmenseigenen (sicheren) mobilen Plattform (Teil 3)

Strategieentwicklung für mobile Plattformen

18.07.2016
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Wie für die wirtschaftlichen Ziele sollte auch für die IT eine Strategie in Ihrem Unternehmen existieren – im Idealfall ist diese im Einklang mit den wirtschaftlichen Zielen. Die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen möchte ich Ihnen in diesem Artikel näher bringen.
In der IT-Strategie vieler Unternehmen werden mobile Lösungen aktuell noch nicht berücksichtigt.
In der IT-Strategie vieler Unternehmen werden mobile Lösungen aktuell noch nicht berücksichtigt.
Foto: Rawpixels.com - shutterstock.com

Da mobile Plattformen zunehmend an Bedeutung gewinnen, sollten diese in der IT-Strategie ebenfalls eine entsprechend gewichtete Berücksichtigung finden. In 2014 wurden deutsche Unternehmen befragt, ob sie eine Strategie für den Einsatz mobiler Plattformen in ihrem Unternehmen besitzen. Hierbei zeigte sich, dass die meisten Unternehmen den Einsatz mobiler Plattformen bereits berücksichtigen und hierbei vornehmlich den BYOD-Ansatz (Bring Your Own Device) verfolgen.

Bei den mobilen Lösungen hingegen setzen Unternehmen noch mehr auf einzelne isolierte Lösungen als auf ganzheitliche Lösungen. Diese Lösungen beinhalten in der Mehrheit wenige Schnittstellen und existieren meist parallel zur bisherigen Infrastruktur. Bei Erfolg werden diese Lösungen dann sukzessive ausgebaut und miteinander verschmolzen.

Die Lösungsentwicklungen entstammen aber meist nur den Reaktionen auf einzelne Anforderungen als dass sie einer konkreten Entwicklungslinie oder Strategie folgen. Eine solche fehlt oft noch für den mobilen Teil der Softwareentwicklung und entsteht nur aus der Not heraus.

Die Erweiterung der IT-Strategie um einen Teil für mobile Plattformen umfasst dabei deutlich mehr, als nur die Auswahl eines Herstellers oder einer Plattform. So gehören zu der Entwicklung einer passenden IT-Strategie für mobile Plattformen und Lösungen, die folgenden Faktoren, die bei der Umsetzung berücksichtigt oder unterstützt werden müssen:

Mobile-Strategie als Beitrag zur Optimierung zwischen Unternehmenszielen, Budget, technologischer Machbarkeit und organisatorischer Verantwortung
Mobile-Strategie als Beitrag zur Optimierung zwischen Unternehmenszielen, Budget, technologischer Machbarkeit und organisatorischer Verantwortung
Foto: Mark Zimmermann
  • Die Vision und Ziele des Unternehmens;

  • Die existierende IT-Infrastruktur;

  • Die Planung für die allgemeine IT-Strategie und essentielle Komponenten (zum Beispiel Dienste, Schnittstellen, Produkte, Verträge etc.);

  • Laufende Projekte und deren Roadmap sollten betrachtet werden;

  • Gesetzliche Anforderungen und Auflagen (zum Beispiel Datenschutzauflagen etc.);

  • Die Mitarbeiter als wichtiger Faktor für den Erfolg- nur Mitarbeiter, die die Lösungen annehmen und nutzen erzeugen auch einen Mehrwert mit den Plattformen;

  • Kosten und Nutzen;

  • Der Bedarf des Marktes;

  • Die Innenorganisation (zum Beispiel der Betriebsrat, Gremien etc.);

  • Der bestehende Softwareentwicklungsprozess;

Taktischer Projekte zur Unterstützung strategischer Vorhaben
Taktischer Projekte zur Unterstützung strategischer Vorhaben
Foto: Mark Zimmermann

Chancen mobiler Plattformen für Unternehmen

An dieser Stelle möchte ich Ihnen die Chancen vorstellen, die mobile Plattformen und Lösungen bieten:

  • Mitarbeitern wird es ermöglicht, zeit- und ortsunabhängig (zum Beispiel bei Hausbesuchen, auf Messen, auf Geschäftsreisen etc.) Geschäftsprozesse anzustoßen oder abzuwickeln;

  • Unternehmensrelevante Informationen (zum Beispiel Reports, Preislisten, Kundendaten, Produktinformationen etc.) können schnell sowie ziel- und zweckgerichtet bereitgestellt werden;

  • Mitarbeitern wird eine Flexibilität bereitgestellt, die Ihnen eine einfachere Work&Life-Balance ermöglicht. Dies führt zum Beispiel zu einer erhöhten Identifizierung mit dem Unternehmen und einer Mitarbeiterbindung;

  • Reduzierung redundanter Datenablagen und Vorgänge. Beispielsweise können Vertriebsmitarbeiter ertüchtigt werden, Informationen direkt vor Ort beim Kunden zu erfassen und die Daten direkt zentral bereitzustellen;

  • Dienste, Daten und Lösungen werden Mitarbeitern ort-, zeit- und zielgerichtet bereitgestellt, damit diese sich nicht mit der Lösung selbst, sondern mit ihren tatsächlich anfallenden Aufgaben auseinandersetzen können;

  • Direkte Einbindung von Kunden in bestehende Geschäftsprozesse (zum Beispiel typische Self-Service-Tätigkeiten) vereinfachen Kunden den Alltag, verlagern Aufwand aus dem Unternehmen hin zum Kunden und binden diesen zugleich an das Unternehmen;

Da in aller Regel bereits eine IT-Strategie für herkömmliche Softwarelösungen existiert, stellt die IT-Strategie für mobile Lösungen vielmehr eine Strategie zur Transformation und Weiterentwicklung dieser dar. Die Strategie stellt sich hierbei eher als "der Weg" in Form einer Geschäftstransformation, das als zu erreichende "Ziel" dar.

Hierbei gilt es zu beachten, dass Ziele variieren und sich auch im Laufe der Zeit ändern können. Ein Patentrezept für eine Strategie lässt sich damit nicht erstellen, sondern muss unternehmensindividuell entwickelt werden. Prüfen Sie hierbei, welche Geschäftsprozesse dabei am besten unterstützt werden können.

Betrachten Sie hierzu stets die aktuelle Entwicklung des Marktes und wie sich das Unternehmen im Bezug auf die zu erwartenden Entwicklungen verhält. Beispielsweise sind aktuell neue Geräteklassen wie Wearables, Connected Cars, Internet der Dinge, Gesundheitsvermessung und vieles mehr vor kurzem zwar denkbar gewesen - aber noch nicht so konkret, wie aktuell der Fall ist. Die Strategie sollte damit stets auch einen Blick auf die Trends von Übermorgen werfen und nicht nur die im Landeanflug befindlichen Trends aufgreifen und verarbeiten.

Dabei sind operative, organisatorische Aspekte, sowie die zu unterstützenden Anwender ebenfalls zu berücksichtigen.

Zu den wesentlichsten Bestandteile/Anknüpfungspunkten einer IT-Strategieentwicklung gehören:

  • Die Infrastruktur-Strategie: Zu dieser zählen die drei IT-Basistechnologien: Hardware, Betriebssysteme und Netzwerke. Ziel der Infrastruktur-Strategie ist es, mit möglichst geringen Kosten eine effiziente Bereitstellung von Lösungen in einem Unternehmen zu ermöglichen.

  • Die Applikations-Strategie befasst sich im mobilen Umfeld damit, ob eine native oder eine allgemeine, ggf. auf andere Plattformen übertragbare Anwendungsentwicklung vollzogen wird.

  • Die Innovations-Strategie beschäftigt sich mit IT-Innovationen am Markt und künftigen Trends. Ziel ist es neue Technologien zu evaluieren und auf Eignung für den Einsatz im Unternehmen zu bewerten. Gerade im mobilen Umfeld ist die Welt sehr schnellund kurzlebig.

  • Die Sourcing-Strategie zielt auf die Wertschöpfungskette der IT in einem Unternehmen ab. In ihr wird festgelegt, welche IT-Leistung das Unternehmen eigenständig erbringt und welche Leistungen eingekauft werden.

  • Die Investment-Strategie eines Unternehmens betrachtet die genannten Strategien, um einen effektiven und effizienten Einsatz der IT-Ressourcen sicher zu stellen.