Strategie des deutschen Konzerns noch unklar Mehrheitserwerb von CGS ist bei Daimler offenbar umstritten

09.12.1994

MUENCHEN (CW/vwd) - Als "Spekulationen, die jeder Grundlage entbehren", bezeichnen Sprecher der Daimler-Benz AG Berichte im "Spiegel" und "Manager Magazin". Dort ist zu lesen, dass der designierte Vorstandsvorsitzende des deutschen Vorzeigekonzerns, Juergen Schrempp, das Daimler-Engagement bei der franzoesischen Cap Gemini Sogeti (CGS) eher reduzieren als verstaerken will.

Eine eindeutige Basis fuer die zukuenftige Zusammenarbeit zwischen Daimler und CGS ist nach wie vor nicht geschaffen. Der Vorstand des deutschen Konzerns ist sich offenbar ueber die Strategie nicht einig. Prinzipiell stehen die drei Optionen Mehrheitserwerb, Halten der Minderheitsposition oder Ausstieg aus dem Engagement zur Debatte. Schrempp habe, so der "Spiegel", eine "andere Branche als besonders zukunftstraechtig ausgemacht: die Telekommunikation und Medientechnik".

Allerdings ist eine Zusammenarbeit mit der Telekom in diesem Bereich schon im Ansatz gescheitert. Die angestrebte Uebernahme des Telekommunikationsnetzes der Daimler-Tochter Debis durch die Telekom findet nicht statt. Nachdem das Bundeskartellamt in einem Gespraech mit beiden Beteiligten die Uebernahme als "sehr, sehr bedenklich" eingestuft hatte, zogen die Unternehmen ihre Anmeldung zurueck. Dies bestaetigte der Sprecher des Amts in Berlin, Juergen Kiecker.

Zusammenarbeit mit der Telekom verschoben

Die Deutsche Bundespost Telekom pruefe nun andere Formen der Zusammenarbeit mit Debis, hiess es weiter.

Doch dieser Daempfer wird wohl nicht zu einer Konzentration auf die Informationstechnologie fuehren. Es scheint wenig dafuer zu sprechen, dass die Deutschen die bis Anfang 1996 gueltige Option auf den Kauf weiterer 17 Prozent an der CGS-Mutter Sogeti S.A. wahrnehmen werden. Waehrend Schrempp, Finanzvorstand Gerhard Liener und Mercedes-Chef Helmut Werner gegen den Ausbau der "Informationstechnik im grossen Stil" seien, befuerworteten Edzard Reuter, Debis-Chef Manfred Gentz und Forschungsvorstand Hartmut Weule diese Strategie. Das berichtet das "Manager Magazin". Der offiziellen Aussage aus dem Konzerns zufolge hat sich Schrempp jedoch noch nicht zum Thema Cap Gemini geaeussert.

Weil die mehrheitliche Uebernahme, die Entschuldung und die Restrukturierung des franzoesischen Softwarehauses etwa drei Milliarden Mark kosten wuerden, spricht dem Wirtschaftsmagazin zufolge "fast alles fuer eine Dreier-Variante", wobei der Dritte im Bunde eine "Telekom-Gesellschaft" oder ein "EDV-Riese" sein duerfte. Geht Daimler-Benz eine solche Allianz ein, ist es dem Blatt zufolge wahrscheinlich, dass die Deutschen das Debis- Systemhaus bei Gap Gemini einbringen und die Aktivitaeten im Sektor Informationstechnologie von Paris aus fuehren lassen.